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TV – Kritik : Tatort-Depression

TV – Kritik : Tatort-Depression ARD, „Tatort“ vom 5.6.2016 Inzwischen haben wir uns bei TV-Krimis daran gewöhnt, dass neben der Polizeiarbeit auch die (fast immer) problematischen Lebensumstände der Ermittlerteams thematisiert werden. Das ist ja auch oft recht interessant und macht die Geschichte vielschichtiger. Ebenso ist es grundsätzlich gut, wenn in Krimis auch aktuelle Fragen und gesellschaftliche Probleme einbezogen werden. Bei einigen Krimis scheinen die Drehbuchautoren und Regisseure in letzter Zeit aber eher über das Ziel hinaus zu schießen: So meiner Meinung nach beim „Tatort“ aus Berlin vom 5.6.2016. Eine (oder eigentlich zwei) düstere, etwas verworrene Geschichten  wurden uns da aufgetischt. Bis zum Schluss ist nicht so recht nachvollziehbar, warum drei junge Mädchen aus gutbürgerlichen Elternhäusern eine Frau zunächst mit dem Auto anfahren und die verletzte, schreiende Frau anschließend nochmals brutal überfahren. „Sie hat uns gestört!“ ist die lapidare Erklärung der Mörderin. Dazu dominiert eine düstere und kalte Großstadtatmosphäre: viele Nachtaufnahmen, nur depressive Typen, stumme, mürrische oder aggressive Jugendliche, die ununterbrochen shoppen, chatten oder vor dem Computer sitzen und Egoshooter spielen, kiffende, gestresste oder überforderte Eltern, kriminelle Juristen und Polizisten, kommunikationsunfähige Ermittler, nur kaputte Ehen oder ein Vater, der einfach mal so eine Affäre mit der Nachbarin hat („Es hat nichts zu bedeuten, es ging nur um Sex!“). Keine einzige positive Person! Kein einziger Lichtblick! Soll das unsere Realität sein? Ich weiß schon, dass nicht alles so heil ist wie bei Rosamunde Pilcher. Aber bei diesen Märchen-Romanzen ist wenigstens von vorneherein klar, dass das nicht der ganzen Wirklichkeit entspricht. Immer noch besser als diese Tatort-Depression am Sonntagabend! Elke Thein, Bayreuth
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