Shein auf dem Prüfstand
Den folgenden dpa-Artikel von Christian Rothenberg, Michael Evers und Valeria Nickel, erschienen in den Nürnberger Nachrichten vom 10. November 2025 hat Hannelore Täufer, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Haushaltsführungskräfte – Förderkreis in Bayern (AEH) gelesen und kommentiert:
„Berlin – Die Bundesregierung hält sich zu möglichen Schwerpunktkontrollen von Paketen des Modehändlers Shein an Flughäfen nach dem Vorbild Frankreichs bedeckt. Mögliche Maßnahmen würden nicht im Voraus angekündigt, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums. Die Zollverwaltung prüfe Warensendungen im Onlinehändel laufend risikoorientiert und stichprobeartig. Auf die Aktion gegen Shein in Frankreich angesprochen, hieß es: Das Ministerium habe das Vorgehen der dortigen Behörden zur Kenntnis genommen, kommentiere das Handeln seiner europäischen Partner jedoch grundsätzlich nicht.
Pakete untersucht
Die französische Regierung hatte am Mittwoch ein Verfahren gegen Shein eingeleitet – bis der Onlinehändler die Einhaltung aller Vorschriften nachweisen kann. Am Donnerstag startete eine 24-stündige Großkontrolle: Zoll und die französische Behörde für Wettbewerb, Verbraucherschutz und Betrugsbekämpfung begannen damit, 200.000 Shein-Pakete am Pariser Flughafen zu untersuchen.
Zuvor war öffentlich geworden, dass bei dem Onlinehändler Sexpuppen mit kindlichem Aussehen angeboten wurden. Ein Abgeordneter schlug außerdem Alarm, weil über die Plattform Waffen vertrieben werden sollen, deren Besitz in Frankreich ohne besondere Genehmigung verboten ist. Laut Handelsminister Serge Papin entsprachen bei früheren Kontrollen bereits acht von zehn der überprüften Produkte von Shein nicht den Normen.
Shein kündigte an, mit den Behörden zusammenzuarbeiten. Neben einem Verkaufsstopp für Drittanbietern würden alle Produkte vorläufig von der Plattform genommen, bei denen es sich nicht um Bekleidung handele.
Der Handelsverband Deutschland (HDE) forderte die Bundesregierung auf, auch in Deutschland entsprechende Großkontrollen nach dem Vorbild der Aktion in Frankreich einzuleiten.
‚Es braucht ein klares Zeichen. Wir dürfen die systematischen Rechtsverstöße aus Fernost nicht weiter tolerieren‘, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Der Verband fordert mehr Personal und bessere Ausstattung für Zoll und Marktüberwachung.
Keine Stellungnahme
Das Bundesfinanzministerium wollte sich dazu nicht äußern. Auch zur öffentlichen Kritik an Shein wollte es keine Stellung nehmen. Aufgrund des Zoll- und Steuergeheimnisses könnten zu einzelnen Unternehmen keine Auskünfte erteilt werden.
Shein zählt in Deutschland zu den größten Onlineshops. In einem aktuellen Ranking des Handelsforschungsinstitutes EHI belegt das Shoppingportal den 7. Platz.
Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz von Shein hierzulande demnach um 18 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Hinzu kamen Erlöse aus dem Marktplatz-Geschäft. Dort verkauft Shein nicht selbst, sondern bietet Händlern eine Plattform – gegen Gebühren.
Mehr Plattformen im Visier
In Frankreich entgeht Shein vorerst einer Seitensperre. Die Regierung habe erreicht, dass Shein alle illegalen Produkte von seiner Plattform entfernt habe, teilte das Wirtschaftsministerium mit.
Das Unternehmen stehe aber weiterhin unter Beobachtung der staatlichen Behörden. Die Regierung plant jedoch weitere Maßnahmen. Der Verkauf illegaler Produkte sei auch auf anderen Plattformen festgestellt worden, hieß es in der Mitteilung.
Gegen Shein laufen neben einem Gerichtsverfahren in Paris demnach vier Ermittlungen wegen des Verkaufs von Puppen mit kinderpornografischem Charakter.
Außerdem wurden Hunderttausende Shein-Pakete vom Zoll beschlagnahmt. Auf europäischer Ebene hat Frankreich die EU-Kommission zu einer Untersuchung und hartem Durchgreifen gegen Shein aufgefordert.“
Persönlichen Anmerkungen:
Zwei Punkte will ich zu dem Artikel anmerken:
Einmal: Es ist gut, dass der Handel mit kinderpornografischen Puppen und den Waffen aufgeflogen ist. Menschen, die diese Quellen nutzen, werden wieder andere Wege finden. Aber das braucht wieder Zeit – und auch Zoll und Polizei sind aufmerksamer.
Zweitens: Es ist inzwischen bekannt, wie die Kleidung zu uns kommt - als Luftfracht, einzeln verpackt, schlechte Qualität, Herstellung der Ausgangsprodukte der Kleidung und die Erstellung der Kleidung… menschenunwürdig! Wir Verbraucherinnen und Verbraucher haben es in der Hand! Stärken wir den örtlichen Einzelhandel – Weniger ist hier auch Mehr! Die alte Überlegung: „Brauche ich das wirklich?“ sollte immer der erste eigene Schritt sein. Hier braucht es keine Forderung an irgendeine Regierung – hier ist persönliches Handeln gefragt und die persönliche Verantwortung für das eigene Tun. Und das gilt nicht nur für Shein, Temu, Amazon …!

