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Große Ausstellung zu Kaiser Karl IV. in Nürnberg

Ortsverband: München |

Eine Studienfahrt des DEF München führte nach Nürnberg, wo zur Zeit im Germanischen Nationalmuseum die Große Ausstellung über Karl IV. zu  sehen ist, die vorher in Prag zu bewundern war. Anlass ist der 700. Geburtstag des Kaisers in diesem Jahr.

Ganz klar, die Stadt Karls IV. ist Prag. Dort war auch die große Ausstellung K*700 zu seinem 700. Geburtstag zu sehen, in der Reitschule des Wallensteinschen Palais, eine prächtige Schau. Er hat Prag zu nie gekannter Größe geführt, mit Europa und der Welt verbunden. Die Bildung hat er angesiedelt, die erste Universität auf Reichsgebiet nördlich der Alpen gegründet. Denn nicht etwa Heidelberg oder Erfurt oder Köln waren die Ersten, sondern eben die böhmische Hauptstadt Prag.  Dies war sein Stammsitz, sein mütterliches Erbe, deshalb trug Karl den eigentlichen Taufnamen Wenzel. Seine Mutter hatte das przemyslidische Erbe in die Ehe mit Johann von Luxemburg eingebracht. Die Luxemburger waren, der Name belegt es, Hochadel aus dem Westen des Reiches und eng mit der französischen Hochkultur. Wenzel/Karl wurde auch am französischen Königshof erzogen und hier als siebenjähriger Knabe mit seiner ersten von vier Ehefrauen, Bianka von Valois, verheiratet. Für dieses große Erbe mag sein Name Karl stehen, der ihn einerseits in die karolingische Kaisertradition einbindet, in der er dann als der Vierte dieses Namens die Kaiserkrone trug, als auch der von genau den Karolingern her sich durch die französische Geschichte ziehende Königsname Charles. Von beiden Seiten her öffneten sich also diesem Königskind weite und große Aussichten.

Modernität zwischen Spätmittelalter und Frührenaissance

Auch Italien hinterließ seine Spuren. Der hochgebildete Karl verdiente sich hier gewissermaßen seine Sporen. Er lernte dort sowohl das Kriesghandwerk als auch die diplomatische Kunst. Wie schon in Frankreich konnte er dort Kunst kennenlernen, und auch, wie die Herrscher sie als Mittel ihrer Macht und Pracht einsetzen konnten. Das hat er später als ein großer Mäzen mit seiner Hofkunst in besonderer Weise berücksichtigt und identitätsstiftend eingesetzt. Die Kunst machte seine Herrschaft noch größer. Und in seiner italienischen Jugend lernte er quasi im Geiste der Frührenaissance das Ich. Das lässt ihn auch selbst als Literat zur Feder greifen und zum Schreiber einer Autobiographie werden. Das ist ungewöhnlich. Er hätte gebildete Autoren, Geschichtsschreiber, genug gehabt, denen er einen Auftrag zur Verherrlichung seiner Herrschaft hätte erteilen können. Es hat sie gegeben, die für ihn und die gegen ihn geschrieben haben. Aber die Autobiographie des Hochadeligen? Das ist nicht mehr mittelalterlich, wie überhaupt das Spätmittelalter eine sich schon sehr zur Moderne wandelnde und äußerst spannende Epoche ist. Im Süden und Westen trat die Renaissance früher in Erscheinung als in Mitteleuropa. Aber schon Karl hat bedeutende Beiträge dazu geleistet, dass diese Epoche modern war. Er war ein Teil davon.

Europäische Dimensionen der Herrschaft

Karl IV. war eine europäische Herrscherpersönlichkeit. Er lässt sich alleine schon durch den die Nationengrenzen überschreitenden familiären Hintergrund und sein Aufwachsen im Westen und im Süden nicht national verorten. Wenn es schon Orte sein müssen, dann am ehesten wohl Prag, seine Residenz, und auch ein wenig Nürnberg. Karl IV. trug vier Kronen: die des Königs und des Kaisers des Reiches, die Eiserne Krone der Lombardei und Italiens, die ererbte böhmische Königskrone und die alte burgundische Königskrone, die des Arelats. Er hat mit seiner Regierungsmannschaft, mit Köpfen, die er um sich scharte wie einst Karl der Große, dem er in Vielem nacheiferte, alles miteinander vereint unter dem Dach des Kaisertums. Oder sollte man vielleicht sagen, unter der Kaiserkrone? Und nicht nur um die Karlstradition und den darin eingewobenen Rombezug kümmerte er sich, sondern auch um die andere, sächsische Tradition der Herrschaft im Reich. So stattete Karl IV. auch dem Widukindgrab in Enger einen Besuch ab. Und er straffte die Macht und schuf in der berühmten Verfassungsurkunde, der Goldenen Bulle, das engere Herrschaftsgremium der sieben Kurfürsten, die den Kaiser wählen und machen, und als einen der vier weltlichen Kurfürsten setzte er den Herrscher seines eigenen Königreiches Böhmen ein. Die Goldene Bulle, die zum Weltdokumentenerbe der UNESCO zählt, wurde 1356 auf einem Reichstag in Nürnberg angenommen und verkündet.

Licht und Schatten der Macht

Herrschaft braucht Zeichen, und Karl IV. setzte viele davon. Prag wurde zur Musterstadt, und sein imperiales glanzvolles Prag ist bis heute von seinen Bauten geprägt: Die großen Tore, der Altstädter Ring, die Reste der Universität, vor allem die Karlsbrücke. In der Ausstellung ist die Figur des thronenden Kaisers Karl vom Altstädter Brückenturm zu sehen, aus dem Lapidarium des Prager Nationalmuseums gekommen. Aber auch von der Vorgängerbrücke in Prag finden sich einige Stücke, der Judithbrücke. Sie wurde in den Neunziger Jahren archäologisch ergraben. Die Judithbrücke hat wiederum Bezug zu unseren Gegenden, denn sie war der berühmten Steinernen Brücke in Regensburg nachempfunden gewesen. Oder der Böhmische Löwe, wie er sich in Stein am Portal der Lorenzkirche in Nürnberg findet, und eben auch in der Ausstellung.  Karl, wie er auch als Kaiser in Nürnberg im Mittelpunkt der Uhr an der Frauenkirche thront, und zur vollen Stunde ziehen die Kurfürsten an ihm vorbei. Er hat Nürnberg geschätzt und gefördert, die Kaufleute verdankten ihm Privilegien. Was er diesen gab, hat er anderen weggenommen. Dafür steht sinngemäß der abgeschrägte jüdische Grabstein, später verbaut, als Replik in der Ausstellung. Denn zur Entstehung des jetzigen Hauptmarktes mit Marienkirche und Schönem Brunnen, der gleichfalls auf Karls Zeit zurückgeht, wurde das Judenviertel preisgegeben und ein kaiserlich angeordneter Progrom ermöglichte dieses neue städtische Zentrum und den Händlern reichen Gewinn. Die reichsweite Judenverfolgung Karls IV. schuf neue bürgerliche Begünstigte und brachte Geld und Machtsteigerung ein. Karl IV. war es das wert; sein Staatsverbrechen war auch gegen seine kaiserliche Schutzpflicht für die Juden im Reich. Brutalität in der Regierung gehörte auch zu seiner Herrschaft. Diese dunkle Seite seiner großen Macht zeigen in der Ausstellung auch mehrere zitierte Quellen, die dem Herrscher nicht wohlgesonnen sind und seine Härte auch gegen die Untertanen schildern.

Die Brücke und die Straße

Warum ist die Schau nach Nürnberg gekommen? Es gibt mehrere Erklärungsmöglichkeiten für diesen zweiten Ort der bayerisch-tschechischen Landesausstellung. Zwei sind besonders, die Brücke und die Straße. Die in der Ausstellung belegte Brückenfunktion ist dabei mehr übertragen zu denken, denn einen so großen Fluss wie Donau oder Moldau hat Nürnberg nicht. Aber Karl IV.  machte diese bedeutende Handels- und Reichsstadt zum Brückenkopf seiner Goldenen Straße, zum Gelenk zwischen Frankfurt und Prag. Dienlich dafür war auch das von Karl erworbene Hinterland, die Oberpfalz, in der viele Orten Bezüge zu Karl haben, woher er seinen Kanzler Johann von Neumarkt bezog. Die Straße, das ist der Weg für die Handelsgüter, für das Geld, die Reisenden, die Nachrichten und die Politik. Diese Dinge und Informationen konnten alle hin und her gehen, nach beiden Richtungen. In das vieltürmige prächtige Prag und ins Königreich Böhmen, und von diesem wieder ins Reich. Es war eine Lebensader nicht nur für den Handel, sondern auch für die Kunst, die Wissenschaft und die Politik. Aus Prag und von der Karlsuniversität kamen später auch die Lehren des Jan Hus ins Reich, den Karls IV. Sohn Kaiser Sigismund auf dem Konstanzer Konzil als Ketzer verbrennen ließ. Dies war eine wichtige Vorstufe für die spätere lutherische Reformation, die Nürnberg 1525 einführte und die durch diese führende Medienstadt ihrer Zeit einen bedeutenden Aufschwung genommen hat.

 

Bild Karl IV. aus dem Titel zur Ausstellung Karl IV. (Detail)

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