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„Goldrausch der Daten“ – Die (un-)heimliche Macht der Datenkraken

EAM || Sabine Jörk

Der Mediendialog von Evangelischer und Politischer Akademie Tutzing beschäftigte sich mit den Problemen von zum Big Data. Das Big Data System macht nach den Ausführungen der Unternehmerin Yvonne Hofstetter drei Schritte: 1.) Daten sammeln; 2.) Daten fusionieren; 3.) Entscheidung unter Unsicherheit. Diese drei Schritte können heute vollautomatisch von künstlicher Intelligenz durchgeführt werden. So gibt es bereits die Versuche autonomen Autofahrens bei GOOGLE und Tesla oder einen gedankengesteuerten Rollstuhl. Sie machte deutlich, dass die Daten, die gesammelt werden, dem gehören, der sie erhebt. Mit der Zustimmung zu den Nutzungsbedingungen bspw. bei Facebook gibt man seine Daten an den Konzern ab. Technologiegiganten gestalten unsere Gesellschaft und „wir machen mit“, obgleich der Mensch als Maschine „unserem Weltbild widerspricht“. Mit modernen Smart-Geräten und sozialen Netzwerken kaufen wir „die totale Überwachung“. Wir alle verwandeln „unseren Alltag in einen Riesencomputer“.

Der freie Journalist Daniel Moßbrucker, unternahm einen Selbstversuch zum Thema „Informantenschutz in der digitalen Welt“. Seine gespeicherte Recherche hinterließ viele zweifelsfrei nachverfolgbare Datenspuren. Informanten könne heute rechtlich und technisch kein absoluter Schutz mehr gewährt. Nur durch Vermeidungs- und Gegenstrategien – wie Verschlüsselung und Anonymisierung der Kommunikation- kann man versuchen, sich zu schützen.

Lernalgorithmen folgen im Vernetzen von Informationen den gleichen Lernmechanismen wie Menschen, stellte Prof. em. Klaus Mainzer von der TU München fest. Neurochemische Verschaltungen des menschlichen Gehirns lassen sich schon heute am Computer simulieren. Im Automobilbau wird so am lernfähigen neuromorphen Automobil gearbeitet, ähnlich Smart Cities und Smart Grids (Energieversorgungssysteme). Künstliche Intelligenz wird zu einem milliardenschweren Markt. Aber wer darf die Daten verbunden, wer darf sie auswerten? Das Internet der Dinge wird uns in Deutschland in den nächsten Jahrzehnten immer mehr beschäftigen. Dafür benötigen wir ethische, soziale und rechtliche „Roadmaps“ (Wegweiser). Es gelte den Art. 1 GG von Unantastbarkeit der Menschenwürde in die digitale Welt zu transformieren.

Deutsche zahlen anders als ihre europäischen Nachbarn noch immer sehr viel in bar. In Deutschland ist das Mobile Payment (Bezahlung via Smartphone) noch nicht angekommen und über ein Dreiviertel der Deutschen kauft nie im Internet ein. Dennoch sind laut Dr. Bernd Hochberger von der Stadtsparkasse Münchzen bargeldlose Systeme auf dem Vormarsch. Neben Paypal und der Kryptowährung Bitcoin gibt es neu diie Fotoüberweisung via Smartphone, Kwitt (Überweisung von Smartphone zu Smartphone) und Paydirect. Im nächsten Jahr planen Sparkasse und Volksbanken die Einführung von YES, einem Internetausweis zur Identifizierung bei Online-Einkäufen. Kreditkartenfirmen können schon heute Betrug im Vorfeld erkennen, dafür wird man aber immer mehr überwacht und es kommt zu Verletzungen des Persönlichkeitsrechts, dem Verlust der Datenhoheit und Transparenz. Dies ist umso kritischer, da Daten Geld wert sind und auch monetarisiert werden. Es gibt einen Handel mit verknüpften oder verknüpfbaren Kundendaten.

Überall werden Daten gesammelt: Kundenkarten, Umfragen, Ärzte, Apotheken, Krankenhäuser, Gewinnspiele, Banken, Ämter, Smart-Zahnbürsten, - Mülleimer, -Schaufensterpuppen, -Autos, Wearables (z.B. Fitnessarmbänder, Kleidung), im Flugzeug und im Wald (Tierüberwachungskameras). Digitale Datenquellen sind Kameras, Internet und Smartphones. Der Datenschutzexperte Marcus Morgenroth veranschaulichte die Dimension von Big Data.  Sammelte man bis 2003 erst fünf Milliarden Gigabyte an Daten, so wird diese Menge heute in wenigen Minuten erzeugt. Der weltweit größte Datenhändler ist Acxion, die extrem detaillierte Profile liefern können. Sie arbeiten übrigens mit Immoscout 24 und Ebay zusammen. Im Gesundheitswesen ist der größte Datenhändler IMS Health, der in Deutschland mit 2500 Ärzten und 23 % der Apotheken zusammenarbeitet und über 140.000 Fitness-, Medizin-, Gesundheits-Apps und Wearables als Datenquelle hat. Aus den gesammelten Daten lassen sich eine Vielzahl an Merkmalen einer Person herauslesen, wie bspw. Stresslevel, Alter, Charakter, ethnische Zugehörigkeit, Leistungsfähigkeit, Zuverlässigkeit, Vertrauenswürdigkeit, sexuelle Orientierung, Konsum von Suchtmitteln, Gemütsverfassung, psychopathische Veranlagung u.v.m. Als Risiken sieht Morgenroth die falsche Deutung von Daten und Datendiebstahl. Algorithmen werden außerdem von Menschen erstellt und Menschen machen Fehler. Daher ist Aufklärung wichtig, es müssen Regeln für den Umgang mit den Daten gefunden werden und Datenschutz „muss attraktiver“ werden.

Abschließend diskutierten Bundesministerin a.D  Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Mitglied im Beirat von Google zum Recht auf Vergessen, Dr. Constanze Kurz, Chaos Computer Club und Netzpolitik.org,, der ehem. Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar und der Wissenschaftler PD Dr. Thomas Zeilinger über Freiheit, Selbstbestimmung und Demokratie in einer digitalisierten Welt. Alle sehen die informationelle Selbstbestimmung bedroht. Die Demokratie und Freiheit ist in Gefahr, wenn Algorithmen eingesetzt werden, um bewusst falsche Informationen zu streuen und Meinungsbildung damit manipulieren. Der „Goldrausch der Daten hat unsere Gesetze nicht außer Kraft gesetzt“, so Kurz. Gesellschaftliche Werte, Normen und Grundrechte müssen unter ökonomischen Bedingungen wieder geltend gemacht werden, das Problembewusstsein der Menschen muss geschärft werden ebenso wie das Verantwortungsbewusstsein des Einzelnen und der Unternehmen. Eine große Gefahr für den kommenden Bundestagswahlkampf sind social bots (Software, die Informationen postet), die voraussichtlich alle Parteien in Anspruch nehmen werden.

Sabine Jörk, Vorsitzende der EAM

Bild: Akademie für Politische Bildung, Tutzing

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