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Der November ist besser als sein Ruf!

Der November hat zu Unrecht einen schlechten Ruf.

Dunkle Tage, eine Müdigkeit, die sich einschleicht, und eine Reihe ernster Gedenktage - Reichspogromnacht, Volkstrauertag, Buß‑ und Bettag, Ewigkeitssonntag, der Tag gegen Gewalt an Frauen – geben dem Monat eine Schwere, die schnell zur Stimmung des ganzen Monats wird. Diese Tage verlangen unsere Achtsamkeit und unseren Respekt. Doch aus Trauer und Erinnerung darf keine Dauertristesse werden. Als christlicher Frauenverband stehen wir in der Verantwortung, den November anders zu gestalten: bedacht, sensibel, aber lebenszugewandt.

Die Natur macht uns dafür ein Angebot. Wenn das Herbstlaub in allen Rottönen leuchtet und der Wind die letzten Blätter von den Bäumen weht, sehen wir, wie Loslassen Raum schafft. Das ist kein Ende, sondern eine Vorbereitung. Dieses Bild hilft, auch unseren Verband zu sehen: Wir arbeiten im Verwaltungsrat gerade an einer Zukunftsstrategie, in der bewährte Formen erhalten bleiben können, aber liebgewonnene Gewohnheiten auch neu bewertet werden müssen. Nur wer bereit ist, Altes in Teilen loszulassen, schafft Platz für Menschen, die wir bisher nicht erreicht haben, und für Themen, die heute wichtig sind. Loslassen ist kein Verrat an Vergangenem, sondern die Einladung zu Neuwerdung.

Wohlbefinden im November entsteht aber nicht von allein. Es ist das Ergebnis kleiner Entscheidungen: hinausgehen, sich bewegen, gut essen, miteinander reden, sich begegnen. Genau hier liegt unsere Stärke als Verband. Wir sind die, die Spaziergänge organisieren, die gemeinsame Mahlzeiten planen, die Gesprächsrunden anbieten und Räume schaffen, in denen Nähe möglich wird. Solche Angebote sind keine bloßen Freizeitaktivitäten; sie sind seelsorgliche und gemeinschaftsfördernde Akte. Wer im November einen Schritt vor die Tür wagt, nimmt bereits etwas Wärme mit nach Hause - die Wärme der Gemeinschaft, die wir miteinander weben.

Kultur ist ein weiterer Hebel gegen den November‑Blues. Lesen, Podcasts hören, Musik genießen: das sind kleine Rituale, die den Horizont öffnen und die Seele nähren. Aber bewusst gewählt: keine “schweren“ Werke, sondern Texte und Klänge, die anspornen, trösten oder neue Perspektiven schenken. Deshalb sind Literaturkreise, Buchvorstellungen (wie z.B. im def aktuell oder auf der Homepage) und gemeinsames Singen bei unseren Veranstaltungen nicht nur „Programm“, sondern Kraftorte. Sie schenken uns die Ruhe vor dem Dezembertrubel und die Möglichkeit, die eigene innere Batterie aufzuladen.

Und dann ist da die Verantwortung der Erinnerung. Gedenktage gehören zu unserem Kalender; sie rufen uns zur Wachsamkeit und zur Solidarität auf. Im Deutschen Evangelischen Frauenbund (DEF) verbinden wir diese Erinnerung mit konkreter Arbeit, z.B. unsere Informationsveranstaltungen und Gesprächsforen am 18. und 27.11.2025 - wir machen Gedenken zum Handeln. 

Der November kann also mehr sein als Dunkelheit. Er kann ein Monat des Blickes nach innen und zugleich des Aufbruchs sein. Ein Monat, in dem wir als Gemeinschaft einander halten und stärken; in dem wir Altehrwürdiges bewahren, aber auch mutig neu denken; in dem wir Trauer Raum geben und zugleich Hoffnung pflanzen. Unser Beitrag als christlicher Frauenverband ist konkret: wir laden ein, wir bewegen, wir bilden, wir erinnern und wir ermutigen.

So wird der November nicht nur erträglich - er wird bereichernd. Denn der Monat November ist besser als sein Ruf es vermuten lässt, aber nur, wenn wir aktiv werden.

Katharina Geiger
Geschäftsführende Vorständin
DEF-Landesverband Bayern e.V.

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