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Das Palais de la femme in Paris

Ortsverband: Rothenburg |

Blanche Peyrons großes Frauenhausprojekt vor 95 Jahren

Das Elend der Obdachlosen hat sich heute kaum verändert. Es ist gleich geblieben wie vor hundert Jahren und mehr. Am schlimmsten trifft die Obdachlosigkeit Frauen mit und ohne Kinder. Sie haben es wohl am schwersten, sich aus diesem Elendszustand zu befreien und heraus zu manövrieren. Die Frauenhäuser, die es heute in jeder größeren Stadt gibt, werden von unterschiedlichsten sozialenTrägerschaften unterhalten, sind überall ausgebucht und meist überbelegt.

Die französische Autorin Laetitia Colombani hat mit ihrem zweiten Roman „Das Haus der Frauen" die erste Biographie über Blanche Peyron (1867-1933) geschrieben, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Paris eines der ersten Frauenhäuser für Frauen in Not begründete, das noch heute genutzt wird. Sie hatte sich in der Heilsarmee verpflichtet, traf dort ihren Ehemann, der mit ihr gemeinsam dieselben Interessen vertrat, nämlich die Versorgung der Bedürftigen in den Elendsvierteln von Paris. Diese Aufgabe nahm ihre ganze Freizeit und Aufmerksamkeit in Anspruch, die Eheleute waren Tage und Nächte unterwegs, um dies gemeinsam zu leisten. Tagaus, tagein kümmerten sie sich um die gestrandeten Menschen auf den Pariser Straßen und Plätzen. 1925 erschien in einer Pariser Tageszeitung eine Anzeige, in der ein riesengroßes Gebäude mit 743 Zimmern zum Kauf angeboten wurde, eine Immobilie, die schon seit zehn Jahren leer stand. Bei Blanche klingelten sofort die Alarmglocken. So viele Zimmer unter einem Dach, damit könnten viele Menschen von den Straßen geholt werden. Die Peyrons überlegten sich, wie sie an Geld, an viel Geld, kommen konnten. Sie starteten Bettelaktionen über die Heilsarmee, hielten Vorträge auf der Straße und in Gesellschaftsräumen, zeigten der Bevölkerung die Not auf, die auf den Pariser Straßen herrschte. Die Peyrons zogen übers Land, um möglichst viel Spenden einzusammeln, die sie für den Erwerb dieses großen Hauses brauchten. So viel stand fest, diese Immobilie war ein guter Start für ihr Vorhaben, viele Menschen von der Straße in eine behütete Unterkunft zu holen. Den beiden war keine Anstrengung dafür zu viel. Innerhalb der Heilsarmee wurden sie für diese Leidenschaft, ihren Einsatz und ihre Hartnäckigkeit bewundert. Schon Anfang 1926 erreichten die Spendenaktionen ihren Höhepunkt. Für den Erwerb der Immobilie waren 2 Millionen Gold-Franc zusammengekommen. Sie kauften die Immobilie und verschuldeten sich damit enorm. Am 23. Juni 1926 fand bereits die offizielle Einweihung des „Palais de la Femme" statt. Zweitausend Menschen waren zur Einweihungsfeier gekommen. Doch der Kampf ging danach unvermindert weiter, denn die Kosten für Renovierung, Einrichtung und Unterhalt der Immobilie verschlangen weiter Unsummen. 1931 wurde die Heilsarmee durch den französischen Wohlfahrtsverband als gemeinnützlich erklärt. Blanche und ihr Ehemann bekamen am 30. April 1931 den Titel des Ritters der Ehrenlegion verliehen. Doch die Glückssträhne blieb nicht dauerhaft. Blanches Gesundheitszustand verschlechterte sich. Ihr Arzt bescheinigte ihr, dass sie Krebs in fortgeschrittenem Stadium hatte. Sie starb am 21. Mai 1933.

Die zweite Geschichte handelt von der Staranwältin Solène, die durch einen Schicksalsschlag Mitte des 20. Jahrhunderts in das Pariser Frauenhaus kam, um dort im Ehrenamt als Briefeschreiberin von ihrem Burnout geheilt zu werden. Durch diese Aufgabe wuchs ihr Mitgefühl für die verschiedenen Schicksale der damals dort lebenden Frauen. Sie fand nach langer Zeit durch diese Aufgabe wieder zu sich selbst, überwand ihre Erkrankung und beschloss, die Biographie der Blanche Peyron zu schreiben. Ein ergreifender Roman, der den beschriebenen menschlichen Schicksalen jeweils einen Namen und ein dazu passendes Gesicht verleiht.

Agnes Heinitz

Laetitia Colombani, Das Haus der Frauen, Roman. Übersetzung von Claudia Marquardt, S. Fischer Verlag Frankfurt am Main 2020, 20,,00 Euro. ISBN 13-9783103900033 

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