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Bücher für kalte Winterabende

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Buchtipps von Marianne Jauernig-Revier

Gertrud Leutenegger:  Späte Gäste

Was für ein traumhaft schönes Buch und das im wahrsten Sinne des Wortes. Der neue Roman der Schweizerin Gertrud Leutenegger nimmt uns mit in ein Dorf nahe der italienischen Grenze. Spät an einem kalten Februarabend ist die Erzählerin nach einer Todesnachricht dort eingetrof­fen. Orion ist gestorben, mit dem sie viele Jahre ihres Lebens geteilt hat, ehe sie mit der gemeinsamen Tochter den Ort und auch ihn verlassen hat.

Sie will die Nacht vor der Totenmesse im Wirtshaus am Waldrand zubringen, einer ehemals herrschaftli­chen Villa, die schon bessere Tage gesehen hat. Doch diese ist wie ausgestorben, der sizilianische Wirt ist verreist, die Wirtschafterin wie jedes Jahr zur Fasnacht im Ort jenseits der Grenze, wo sich die Dorfbewohner als „Schöne und Hässliche“ verkleiden, und die Toch­ter sitzt noch im Nachtzug. Zwar findet die Frau Zu­flucht im unverschlossenen Gartensaal, wo sie früher oft zusammengesessen haben. Jetzt ist es dort kalt und unheimlich, sie ist allein und in ihre Gedanken mischt sich die Vergangenheit mit der Gegenwart. Sie wird heimgesucht von Träumen, auch von der beson­deren Atmosphäre des Hauses und den Bildern, welche die Fresken im flackernden Licht erzeugen. Sie geht durch diesen Saal wie durch ihr Leben, sie öffnet Schubladen und meint fremde Gestalten zu hören, die durch das Haus gehen. Diese unruhige Nacht mit ihren Schatten und Geräuschen ist der Nährboden für ihr Erinnern und es entsteht Raum für ihre Trauer. Die Frau ruft sich Anekdoten und Bege­benheiten ins Gedächtnis, die sie mit ihrem Mann erlebte und so erweist sich dieser bunte Erinne­rungsstrom als eine Art nachgetragener Liebe.

Wie es der Autorin gelingt, diese einzigartige Nacht mit ihren Gestalten und Träumen aus der Vergangen­heit mit der magischen Fasnachtswelt zu verbinden, ist große Kunst. Zudem schlägt sie ohne Aufdringlich­keit eine Brücke zu den im Ort lebenden Migranten aus Syrien und Afrika.

Wir wissen, dass schlimme Dinge passieren, doch wir wissen auch, dass die Kraft des Erinnerns heilsam sein kann. So lässt uns auch Gertrud Leutenegger in ihrem Roman nachdenken über Trauer, Flucht, Fremdsein und dem Verlangen nach Zugehörigkeit. Zudem gelingt es ihr, Glauben und Zuversicht an das Leben zu vermitteln.

Suhrkamp-Verlag, ISBN 978-3-518-42958-7, 22 Euro 

Cynthia d’Aprix Sweeney: Unter Freunden

Ihr Roman „Das Nest“, stand wochenlang auf der Bestsellerliste. Nun ist ihr neues Buch „Unter Freunden“ erschienen und die Fans der Autorin sind schon neugierig auf diese Geschichte einer Ehe:

Flora und Julian hatten es in ihrem Schauspielerleben in New York nicht immer leicht. Diese Stadt ist ein hartes Pflaster für junge Leute, die erst einmal ihre Lorbeeren auf kleinen Bühnen verdienen müssen, denn Anerkennung will hart erarbeitet sein. Doch mit viel Engagement und Optimismus gründet Julian ein Theaterensemble und Flora kümmert sich neben kleinen Rollen zeitgleich um ihr gemeinsames Töch­terchen Ruby.

Als in der glitzernden Filmwelt von Los Angeles sichere Jobs sowohl für Julian als auch für Flora winken, greifen beide zu und wagen den Umzug in eine neue Stadt, in ein neues Leben. Ausschlag­gebend dafür war, dass Floras beste Freundin Margot sich dort bereits als erfolgreiche Schauspielerin eta­blieren konnte. Alles läuft recht gut und zuverlässig, das junge Paar verdient genug, um entspannt ihrer Tochter Ruby beim Aufwachsen zuzusehen. Nach un­beschwerten Jahren hat Ruby den Highschool-Ab­schluss geschafft, ein großes Fest steht bevor und Flora sucht nach einem kleinen, originellen Ge­schenk, das Ruby in ihr Studentenwohnheim mitneh­men kann. Flora denkt an ein bestimmtes Foto von der Familie und macht sich auf die Suche. Ausgerech­net in der Garage in einem ausgemusterten Schrank findet sie es. Doch sie findet noch etwas Anderes, das lange als verloren galt – den Ehering ihres Mannes Julian. Was soll sie davon halten? Warum hat er ihr erzählt, er hätte ihn beim Schwimmen verloren? Flora kommt ins Grübeln, ihre Sicherheit gerät ins Wanken, was soll sie glauben? Und auf welchem Fundament steht ihre fast zwanzigjährige Ehe? Kann diese Lüge ihr gemeinsames Leben zum Einsturz bringen und die gute gemeinsame Zeit verdrängen?

Flora fragt sich, wer hat noch von der Affäre gewusst? War ihre Freundin Margot eingeweiht und wenn ja, warum hat sie nicht mit ihr darüber gesprochen? Mit dieser Frage werden befreundete Personen konfron­tiert und so kann das Problem aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden. Diese unterschied­lichen Ansichten geben dem Buch eine gewisse Dynamik und lassen sich auch gut diskutieren. Denn es geht um Treue und Verlässlichkeit, den Wert einer Freundschaft und es geht ganz einfach darum, wie man sein Leben gestalten will. Kann eine Krise auch ein neuer Anfang sein?

Cynthia Sweeney erzählt mit Einfühlungsvermögen und Humor von den Herausforderungen einer lebens­langen Beziehung, auch von der großen Kraft, die sie freisetzen kann. Ein Roman, leicht und luftig, wie der Frühling.

Klett-Cotta Verlag, ISBN 978-3-608-98448-4, 22 Euro

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