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Sie erzählt uns die großen Frauen

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Margarethe von Trotta zum 75. Geburtstag

„Die bleierne Zeit“ war ein Urknall. Die schrecklichen – und Terror bedeutet genau dies – Ereignisse um die RAF, die uns allen ins Gedächtnis gebrannt sind, auch wenn wir da noch Kinder waren, Schleyer-Entführung, die Erpresservideos, Schmidt im Fernsehen und wir alle hinter ihm, die Entführung der „Landshut“, die Ermordung des Kapitäns, die mutige Stewardess, Wischnewski in Mogadischo und die GSG 9, der gespenstische Reihenselbstmord in Stammheim, die Ermordung Schleyers und das Auffinden seiner Leiche im Kofferraum eines Wagens in Mulhouse, der Staatsakt. Niemand wird es je vergessen, der Terror und seine Ablehnung waren mit konstitutiv für unser Land und auch dafür, dass es ein gutes Land geworden ist. Und nur vier Jahre nach dem Terror macht Margarethe von Trotta einen so guten Film darüber, der sich mit den Hintergründen beschäftigt, mit der Herkunftsfamilie von Gudrun Ensslin, mit uns allen, wie wir so waren und sind in den Familien. Seitdem kennen wir auch die Schauspielerinnen Barbara Sukowa und Jutta Lampe, die aus dramatischen Gründen im Film ein Schwesternpaar sind und uns so die Gleichzeitigkeit und die zwei Seiten der Entwicklung der Gesellschaft besonders deutlich machten. Die Eine – die Andere. Und wie sie untrennbar miteinander verbunden sind. Es waren auch unser aller Schmerzen.

Margarethe von Trotta kannten wir anfangs nur als „die Frau von Volker Schlöndorff“, diesen von der „Blechtrommel“, die bei uns faszinierende aber auch etwas eklige Schullektüre war. Wir wussten nicht, dass Margarethe von Trotha nicht nur wegen ihres durch den Oscar berühmten Mannes beim Film und – ganz selten! - Regisseurin war, sondern lange und von Jugend an ihren eigenen Weg hin zum Film gegangen war. Sie war zum Studium ins 68er- und frauenbewegte München gekommen, gab aber die Literatur auf für die Schauspielerei, war dann an Theatern, kam nach Frankfurt wieder in die Bewegung, Sie war Teil der Frauenbewegung, und wer weiß heute noch von der Klage gegen die brüllend sexistischen Titelbilder des „Stern“, die sie mit Alice Schwarzer und Inge Meysel zusammen angestrengt und verloren hatte? Aber ganz verschiedene Frauen, auch verschiedenen Alters, haben als Frauen für uns Frauen wirklich viel bewegt. Und dies ist Teil der positiven Entwicklung unseres Landes zu einem offenen, demokratischen und modernen Land. Margarethe von Trotta, die heute 75 Jahre alt geworden ist, hat diesen Prozess künstlerisch begleitet. Sie hat uns im neuen Leitmedium der Moderne, dem Film, nicht Schnulzen und Krimis erzählt, sondern Episoden aus unserer eigenen teils sehr schmerzhaften Geschichte. Sie hat uns zu denken gegeben.

Besonders als Frauen sind wir ihr zu großem Dank verpflichtet, dass sie uns immer wieder große und starke Frauengestalten vor Augen geführt hat, meist verkörpert von der immer kantigen, wunderbaren Barbara Sukowa. Ob es nun Rosa Luxemburg war oder Hildegard von Bingen, die Frauen von der Rosenstraße, Gesine Cresspahl in den „Jahrestagen“, Hannah Ahrendt, oder Sukowa gemeinsam mit Katja Riemann in der Musikerinnengeschichte „Die abhandene Welt“, Margarethe von Trotta hat, inzwischen die Altmeisterin der Regisseurinnen geworden, ein Pantheon der starken Frauen geschaffen. Für ihre Verdienste um das Land, die Kunst und die Frauen sei ihr zum runden Geburtstag herzlich gedankt.

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Bild: Margarethe von Trotta, von Roger Weil, CC BY-SA 3.0 de

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