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(Frauen)Armut bekämpfen - unerlässlich für eine nachhaltige weltweite Entwicklung

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In der Reihe "Gedanken und Forderungen zu den 17 Zielen der Nachhaltigkeit" beschäftigt sich Inge Gehlert im Februar mit dem UN-Ziel, weltweit Armut zu beenden, Armut die in Deutschland häufig weiblich ist.

Die Philosophen haben die Welt nur männlich interpretiert, es kommt aber darauf an, sie auch weiblich zu interpretieren und menschlich zu verändern.
Irmtraud Morgner, Schriftstellerin (1933- 1990)

Die Welt braucht ein menschliches Antlitz. Da sind wir uns sicher einig. Aber ob und wie das zu erreichen ist, gehen die Ansichten auseinander.

Eine Möglichkeit, die Welt menschlicher zu machen, ist die Bekämpfung der Armut. Denn Armut und Elend nimmt vielen Menschen ihre Würde, wenn sie ums Überleben kämpfen müssen. Wir sehen bei uns mehr die verschämte Armut. Menschen, die darauf angewiesen sind, bei der „Tafel“ einzukaufen, weil das Geld nicht reicht, um gesunde Lebensmittel zu kaufen. Kinder, die ohne Frühstück in die Schule gehen, weil die Familie das Geld für die Reparatur der Waschmaschine braucht.

In der Zeit der Pandemie und den damit verbundenen Schulschließungen haben wir gesehen, wie dringend die Familien auf das Essen in der Schule angewiesen waren. Da reichte der Hartz IV-Satz nicht mehr, wenn das kostenlose Essen in der Schule wegfiel und stattdessen selber gekocht werden musste. Und viele junge Familien wissen gar nicht, wie man preiswert und gut kocht. Unsere Forderung nach mehr hauswirtschaftlicher Bildung in allen Schularten hat daher seine Berechtigung.

Auch wenn 2023 der Hartz IV-Satz (heißt nun „Bürgergeld“) erhöht wurde, so hat die hohe Inflation und die Verteuerung von Strom und Gas das bereits aufgezehrt. Von der Erhöhung des Kindergeldes haben diese Familien nichts, da sie kein Kindergeld erhalten. Die geplante Kindergrundsicherung wird Familien hoffentlich mehr Luft zum Atmen geben.

Wir haben einen relativ gut funktionierenden Sozialstaat, aber dennoch fallen viele Menschen aus dem Raster hinaus und wissen nicht, wie sie überleben sollen. Durch Schicksalsschläge, Trennung, Scheidung oder Krankheit verlieren sie die Wohnung und landen auf der Straße. Da haben viele den Eindruck, dass sie nicht mehr als Mensch wahrgenommen werden, sondern als Störenfriede, die einen Angriff auf die heile Welt starten.

Diesen Menschen ein Gesicht geben, das versuchen Hilfsorganisationen, aber auch Einzelne. Menschen aus der Armut zu befreien, ihnen eine neue Chance zu geben, ist z.B. ein Anliegen der Obdachlosen Zeitungen, die Männer und Frauen durch eine Festanstellung wieder zu Lohn und damit auch zu einer Wohnung verhelfen.

Armut ist weiblich. Und das spüren vor allem Rentnerinnen. Sie konnten wegen der Kinder nicht arbeiten, Kindertagesstätten oder Ganztagsschulen gab es noch nicht, und wenn sie später berufstätig waren, dann oft in Hilfsjobs, mit denen frau sich keine ordentliche Rente erwerben konnte. Diese Frauen schämen sich für ihre Armut und nehmen auch die Gelder nicht in Anspruch, die ihnen zustehen. Bei unseren Ämtern werden sie auch nicht immer gut behandelt, sondern als unangenehme Bittsteller abgefertigt, statt dass ihre Lebensleistung der Kindererziehung und vielleicht auch noch Pflege von Angehörigen gewürdigt wird. Kirche und Diakonie setzen sich für diese Menschen ein, die am Rand der Gesellschaft leben und die auch wir nicht immer sehen. Ganz im Gegensatz zu der diesjährigen Jahreslosung, „Du bist ein Gott, der mich sieht“. Wir nehmen sie nicht wahr. Wir wollen nicht belästigt werden, durch ihre Armut, die uns beschämt. Mit einer Spende kaufen wir uns frei. Aber damit wird das System nicht geändert. Manches in unserer Sozialgesetzgebung ist nicht sozial und lässt Hilfsbedürftige im Regen stehen und beraubt sie dadurch ihrer Würde.

Das darf nicht sein!

Sehen wir allerdings das Unglück und die Not, die durch die Erdbeben in der Türkei und in Syrien herrschen, dann kommen uns unsere Nöte ganz klein vor. In diesen Gegenden herrscht bitterste Not. Ganze Städte sind wie Kartenhäuser zusammengefallen. Aber auch die Hilfsbereitschaft ist groß. Selbst Griechenland und Zypern eilen da zu Hilfe.

Und das ist erstaunlich: viele Menschen, die selbst nicht viel haben, spenden gerade in solchen Momenten von dem Wenigen, was sie haben. Auch bei den Aufrufen zu Weihnachten wird das berühmte „Scherflein“ von der Witwe gespendet. Das ist wirkliche „Nächstenliebe“.

Überall auf der Welt sehen wir große Armut. Vor allem in den Ländern Afrikas und Asiens. Hier hat die Kolonisierung tiefe Spuren interlassen. Willkürlich wurden Grenzen festgesetzt, ohne auf die verschiedenen Ethnien, Religionen und Sprachen zu achten. Stellen Sie sich vor, in unserem Land würden 30 verschiedene Sprachen gesprochen, so dass keine Verständigung untereinander möglich ist. Daraus entstehen Spannungen, die zu Armut führen. In der Bekämpfung gerade dieser Armut liegt das Augenmerk der UN. Daher lautet auch das erste der17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung: „Armut in allen ihren Formen und überall beenden“.

Viele Länder Afrikas und Asiens können sich nicht selbst befreien. Sie brauchen unsere Hilfe, unsere Gerechtigkeit. Wir dürfen sie nicht als billige Dienstleister und Werkbank ansehen, sondern als gleichberechtigte Partner, die einen menschenwürdigen Lohn verdienen und nicht mit Almosen abgespeist werden dürfen.

Kinderarbeit darf nicht mehr sein. Wir müssen dafür sorgen, dass die Kinder eine Schule besuchen und eine Ausbildung machen können. Denn durch Bildung kann Armut behoben werden. Bildung hilft in der Landwirtschaft, damit ausreichend Lebensmittel auch beim Klimawandel erzeugt werden können. Bildung hilft bei der Gesundheit, damit Kinder und Erwachsene eine Chance auf ein gesundes Leben haben. Unterstützung der Hilfsorganisationen mit Spenden ist das eine.

Das andere ist, für eine gerechte Welt- und Wirtschaftsordnung zu sorgen, damit diese Länder auch wirkliche Teilhabe haben. Wenn wir sie nur als billige Rohstofflieferanten benutzen, bei der Ausbeutung der Rohstoffe auch noch die Umwelt verseuchen, dann müssen wir uns über Flüchtlingsströme nicht wundern.

Ihre Armut vor Ort lässt sie Europa als das Paradies ansehen. Allerdings, wenn sie angekommen sind, erleben sie eine brutale Realität, die mit einem Paradies nichts zu tun hat. In unserem eigenen Interesse sollten wir daher für eine gerechtere Welt, eine bewohnbare Welt in allen Kontinenten sorgen.

Unser Blick muss über unseren Kirchturm hinausgehen, sogar über Europa hinaus in die Welt. Wir haben nur diese eine. Und die wollen wir bewahren für unsere Kinder und Kindeskinder.  

Dann haben wir eine Welt mit einem menschlichen Antlitz. Eine Welt, wie sie von der Schöpfung gedacht ist.

Ihre
Inge Gehlert
Verwaltungsratsvorsitzende

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© Foto: pixabay.com

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