Junglehrerin in den 70er Jahren. Brigitte McNeill las aus ihrem Buch „Die Fräulein“

Fast anachronistisch zu den aktuellen Anliegen des Frauentags erschienen die Erinnerungen von Brigitte McNeill an ihre Junglehrerinnenzeit. Die Lesung wurde mit Kopfnicken und Erheiterung aufgenommen. Offensichtlich erinnerten sich viele an ähnliche Erlebnisse und Eindrücke während der eigenen Schulzeit, vereinzelt auch an die eigenen Berufsanfänge.

In den 70er Jahren wurde die Lehrerin als „Fräulein“ angesprochen. Erst ab 1972 galt bei nicht verheirateten die Anrede „Frau“. Im 19. Jh. herrschte sogar noch das „Lehrerinnen-Zölibat“. Sehr große Klassen mit 40 und mehr Schulkindern waren in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts die Regel, die Dorfschulen waren weitgehend aufgelöst, Schulbusse brachten (und bringen) alle Kinder in die Verbandsschulen. Niemand empfand es als anstößig, das Lied „Zehn kleine Negerlein“ beim Rechnen oder bei Bewegungsübungen einzusetzen. Verwunderung und Schmunzeln der Zuhörerinnen ließen erkennen, dass sich die Schulsituation ebenso radikal verändert hat wie das Leben berufstätiger Frauen und pädagogische Konzepte. Mit großem Applaus endete der unterhaltsame Nachmittag.

Lore Seifert