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Hieronymus von Prag - Ein Vordenker der Reformation

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"Heute bratet Ihr eine Gans, aber in hundert Jahren wird Euch ein Schwan aufstehen!" - so die hübsche Legende, die reformatorische Prophezeiung des Jan Hus. Hus und Luther, der Vorläufer, der Nachfolger, das kennt jeder. Jan Hus, der bedeutende böhmische Theologe und Reformator, in seinem Wollen und in seiner Lehre ein direkter Vorläufer Luthers, ist zudem im Zusammenhang mit dem 600-jährigen Jubiläums des Konstanzer Konzils und damit auch der Zeit seines Todes, viel beachtet und geehrt worden. Auch wir im DEF haben des Johannes oder Jan Hus auf einigen Veranstaltungen unseres Verbandes und auch auf der Studienreise nach Tschechien gedacht. DEF-Kolleginnen sind auf seinen und seiner Anhänger Spuren in Böhmen und in seiner Stadt Prag gewandelt.

Hieronymus von Prag aber kennt so recht niemand, sein Name wird nur selten genannt. Wenn überhaupt, so erinnert man sich seiner als des Freundes von Jan Hus. Es finden keine wissenschaftlichen Symposien über sein Leben und Werk und die Nachwirkungen statt, obwohl: Verdient hätte er es schon.

Ein Gelehrter von europäischem Rang

Hieronymus, tschechisch Jeromyn Praszsky, war wie Hus Theologe, wenn auch nicht zum Priester geweiht. Er war hochgelehrt, Student und Magister an der Karlsuniversität seiner Heimatstadt Prag. Ein Mann von europäischem Format. Er zog von Prag nach Oxford und widmete sich dort Studien über den englischen Reformator John Wyclif. Er machte sich sehr um die Verbreitung des Werks von Wyclif verdient, denn er übersetzte dessen Schriften und machte sie wiederum zuhause in Böhmen bekannt.

Sogar die Grenzen des Kontinents überschritt er, konnte das Höchste sehen und erleben für einen Menschen des Spätmittealters, Theologen und Philosophen: Jerusalem, die Heilige Stadt. Als Wissenschaftler war es ihm wichtig, zu den Quellen zu kommen und unabhängig zu denken. Schon dies allein weist über das zu Ende gehende Mittelalter schon hinaus. Nun, er hatte Jerusalem mit eigenen Augen gesehen. Er war sehr bemüht um eine reine Überlieferung der Heiligen Schrift, und hatte sich selbst ein Bild gemacht.

Als Gelehrter war er auf der damals vor allem für die Theologie bedeutendsten Hochschule des Westens, Paris. Dort unterrichtete er die Allgemeinwissenschaften, die Sieben Freien Künste, und machte Karriere als Leiter in diesem Fachbereich, magister regens. Sein Weg zurück nach Mitteleuropa führte ihn von Frankreich an die Hohe Schule nach Köln und dann auch nach Heidelberg. Die älteste Hochschulgründung im ganzen Reich war aber Prag, wo der weitgereiste und hochgebildete Hieronymus bald zu den Mächtigen gehörte. Sie war schon 1348 von Kaiser Karl IV. gegründet worden, nach dem sie auch benannt ist. Unter Karls Sohn Wenzel, dem abgesetzten Kaiser und aber weiterhin böhmischen König und wichtigen Kurfürst des Reiches, arbeitete Hieronymus von Prag an einem wichtigen Dokument federführend mit, um der stark gewordenen Prager Elite zu Macht und Einfluss zu verhelfen. König Wenzel gab im sogenannten Kuttenberger Dekret den nationalen Bestrebungen in Böhmen für die Organisation der Prager Universität zu und hoffte damit auch seine eigene Stellung zu stärken. Den einheimischen Vertretern wurde anders als bisher in der Universitätsverfassung jetzt der höchste Stimmenanteil und damit der bestimmende Einfluss zugestanden. Die Vertreter der anderen Landsmannschaften (Deutsche sowie Polen) wurden hintangesetzt. Sie beantworteten das mit dem berühmten Auszug der deutschen Magister aus Prag. Sie fanden Aufnahme in der nahen Markgrafschaft Meißen, deren Herrscher die Chance auf eine Landesuniversität und Bedeutungssteigerung wahrnahmen und ihnen in Leipzig eigens die Universität gründeten.

Ein Kopf der Hussitischen Lehre

In Prag gehörte Hieronymus zu dem Kreis, der theologisch und politisch durch die Reformation und das Nationale eine Bewegung von großer Kraft formte, die später nach Jan Hus die Hussitische genannt wurde. Er war einer ihrer Köpfe. Hus war der Prediger, der Praktiker; Hieronymus der Akademiker und wichtiger Strippenzieher. Zwar hatte die Hussitische Bewegung einen nationalen Charakter, war aber immer hochpolitisch und von einer europäischen Bedeutung. Nachfolgend wurden Kriege und Kreuzzüge deswegen geführt. Hieronymus von Prag geriet auch zwischen die Mühlen der Macht von Staat und Kirche. Auf Auslandsreise in Budapest und Wien konnte er nicht nach Prag zurückkehren, sondern floh vor Verfolgung ins benachbarte Königreich Polen-Litauen. Dort hatte König Kasimir der Große 1368 die später Jagiellonenuniversität genannte Universität in Krakau gegründet.

Als die Galionsfigur der Bewegung Jan Hus in Konstanz auf dem großen Konzil 1415 als Ketzer verhaftet wurde, reiste Hieronymus zu seiner Verteidigung dorthin. Aber er geriet gleichfalls in Lebensgefahr. Zwar warnten ihn andere Böhmen auf dem Konzil, so dass er sich aus der Stadt in Sicherheit brachte. Aber er wurde auf der Heimreise nach Böhmen in Hirschau in der Oberpfalz verhaftet und an das Konzil ausgeliefert. Wie vorher schon Jan Hus, wurde auch Hieronymus von Prag ein Ketzerprozess gemacht. Er wurde in der Haft gefoltert und schwor den Glaubenslehren von Wyclif und Hus ab, um sein Leben zu retten. Zunächst freigelassen, wurde er aber wiederum inhaftiert. Als er sah, dass er keine Überlebenschance hatte, bekannte er sich eindrucksvoll argumentierend zu der gemeinsamen reformatorischen Lehre. Theologisch stilisierte er sich als Glaubenszeuge und Märtyrer und stellte sich wie vorher als Missionar für die neue Theologie der Reformation auch in seinem Tod in die Nachfolge Christi. Er musste das Schicksal des Hus teilen und wurde ein Jahr später an gleicher Stelle wie dieser am Rand von Konstanz als Ketzer verbrannt. Nicht zuletzt deshalb ist seine eigenständige und durchaus bemerkenswerte Geschichte stets im Schatten von Jan Hus geblieben. Zu Unrecht, denn bei genauerem Hinsehen entdeckt man einen Mann von großer Gelehrsamkeit mit einem europaweiten Netzwerk, der als Wissenschaftler, Laientheologe und in der Politik großen Erfolg hatte und als einer der Wegbereiter der Reformation zu gelten hat.

Deswegen ist es so erfreulich, dass die Hus-Gedenkstätten in Konstanz und Prag und das Hussitenmuseum Tabor gemeinsam mit dem Tschechischen Zentrum eine Wanderausstellung zu des Hieronymus 600. Todesjahr organisiert haben. Sie ist noch bis 2. Dezember im Tschechischen Zentrum in München zu sehen.

Link zur Ausstellung: munich.czechcentres.cz/programm/detail/hieronymus/

Bild: Gemeinfrei, wikimedia commons, Johann Balzer - 87 Abbildungen Böhmischer und Mährischer Gelehrten und Künstler, in Kupfer gestochen und verlegt von Johann Balzer, Prag 1772, S.20. (Detail)

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