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Des Erinnerns wert Liselotte Nold (1912 - 1978) – Vordenkerin einer zeitgenössischen Frauen- und Familienbildung

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Am Leben lernen, lautete das Lebensmotto von Liselotte Nold und dazu hatte sie selbst vielfach Gelegenheiten.

Schon als junges Mädchen hatte Liselotte Nold mit ihrem Vater theologische Fragen diskutiert. Dieser war zunächst Gemeindepfarrer, später Oberkirchen­rat in München. Ihren Plan Medizin und Psychologie zu studieren, gab sie auf, als sie unmittelbar nach der Schulzeit (1931) heiratete. Sie hatte sich in Karl August Nold verliebt, der damals als Vikar beim Vater tätig war und ebenso wie dieser in der Bekennenden Kirche im bayerischen Kirchenkampf stand. Die erste Pfarrstelle führte das junge Paar nach Nördlingen, wo Liselotte Nold – wie es damals ganz selbstverständ­lich war – in der Gemeinde mitarbeitete. 1936 folgte Karl August Nold einem Ruf als Studentenpfarrer nach München. Hier führte das Ehepaar ein gastfreies, offenes Haus, und Liselotte Nold nahm erstmals sehr bewusst jene Zeitgenossenschaft – den Mitmenschen aus sehr unterschiedlichem Umfeld – wahr. Diese ein­schneidende Erkenntnis und die daraus resultierende Zugewandtheit zum Mitmenschen wurde prägend für ihren Lebensweg. Den Menschen in den Blick neh­men, die Gegenwart wahrnehmen, Entwicklungen aufnehmen und dem Neuen positiv begegnen, Chancen erkennen und das Beste aus Situationen machen, bestimmte fortan ihren Weg.

Bei Kriegsausbruch 1939 wurde Karl August Nold als Feldgeistlicher verpflichtet. Drei Jahre später starb er nach schwerer Erkrankung während des Russland­feldzugs. Liselotte Nold war gerade einmal 30 Jahre jung.

Wie konnte es weitergehen? Antonie Nopitsch holte die so jung verwitwete Liselotte Nold nach Stein, gab ihr damit eine neue Perspektive und verhalf dem Bayerischen Mütterdienst zu einer ausgezeichneten Mitarbeiterin über viele Jahrzehnte. Neben der Tätigkeit im Mütterdienst studierte Lise­lotte Nold einige Semester Theologie, doch ohne mit dem Staatsexamen abzuschließen. Die praktische Arbeit mit Menschen lag ihr dringlicher am Herzen.

Sie war schriftstellerisch begabt und übernahm bald die Arbeit im von Antonie Nopitsch gegründeten Laetare-Verlag. Zahlreiche Beiträge aus ihrer Feder erschienen in den Schriftenreihen „Getroster Tag“, „Weiterleben“ u.a. Dabei traf sie den richtigen Ton, formulierte „einfach, genau, nahe an der Sache, nahe an der Erfahrung derer, die sie erreichen wollte“.

In der Nachkriegszeit setzte sich Liselotte Nold mehr und mehr für neue Wege in der Erwachsenenbildung ein, vor allem für ein Einbeziehen der Menschen in die Entscheidungsprozesse. Ein eigenständiges Urteils­vermögen war ihr wichtig, weg von plakativen und indoktrinierenden Vorgaben. Mitdenken und Abwägen verschiedener Standpunkte und dann entscheiden, dabei aber stets offenbleiben, da Wandel in Ge­sellschaft und Kirche neue Aspekte ergeben konnten. Mit anderen Worten: Schritte ins Offene für Männer und Frauen, Väter und Mütter. Auch das ein Anliegen von ihr.

Große Hoffnungen setzte Liselotte Nold auf die vom 2. Vatikanischen Konzil (1962-1965) ausgehende Bewe­gung eines Aggiornamento (it.: il giorno – der Tag), einer Modernisierung und Öffnung im Sinn der Öku­menischen Bewegung. Sie bezog das auch auf den eigenen Glauben, von dem sie sagte, - hier einen Ge­danken des jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber aufnehmend –, sie sei „ein Nomade des Glau­bens.“ Dabei spielte sie gleichzeitig auf ihre Erfah­rungen in der Ökumene an. Früh war sie hier aktiv, reiste zu den Versammlungen des Ökumenischen Rates oder Kirchen in verschiedene Länder, auch nach Asien und Afrika, und berichtete anschließend anschaulich darüber. Zur Ökumene meinte sie: „Die Verschiedenheiten haben ihren Sinn und ihr Recht, so lange sie nicht die Gemeinschaft derer, die an Christus glauben, in Frage stellen.“

Liselotte Nold arbeitete in zahlreichen Gremien mit und ihr Engagement wurde durch etliche Auszeich­nungen und Ehrungen gewürdigt. So erhielt sie 1970 als erste Frau von der Theologischen Fakultät der Universität München den Ehrendoktortitel. In der Begründung wird auf ihre Vermittlungstätigkeit in Kirche und Gesellschaft hingewiesen, „insbesondere auf dem Gebiet der Erwachsenenbildung“ habe sie neue, kritische Impulse gegeben.

Ihre Arbeit war immer auf Aktivität und gegenwärtige Notwendigkeiten ausgerichtet – weniger auf Rückbe­sinnung. Zustimmen würde Liselotte Nold mit Sicherheit dem, was der jüdische Gesetzeslehrer Hillel zur Zeit Jesu über mögliche Handlungsspielräume kurz und bündig formulierte: „Wann – wenn nicht jetzt. Wo – wenn nicht hier.  Wer – wenn nicht wir.“

Halgard Kuhn

 

 

 

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