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Büchertipps für Weihnachten und Winter

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Weihnachten ist auch ein Fest der Bücher, und die Winterzeit ist Lesezeit. Marianne Jauernig-Revier hat dankenswerterweise einige interessante Titel ausgewählt, die hier vorgestellt seien:

Martyna Bunda: Das Glück der kalten Jahre

Darstellung verschiedener Frauenschicksale kennen wir schwerpunktmäßig aus der deutschen und englisch­sprachigen Literatur. Über vier Frauen in Polen und von der Kunst des Überlebens in schwierigen Zeiten erzählt in ihrem Roman ganz wunderbar Martyna Bunda.

Ob im Krieg oder der Schreckenszeit danach – die Maxime der Mutter und ihren Töchtern lautet: Kopf oben behalten, egal was passiert. Dies wird beherzigt, allen voran von der leidenschaftlichen, lebenshung­rigen Truda, die sich als Zwangsarbeiterin in Berlin unsterblich in einen Deutschen verliebt. Dagegen ist Gerta vernünftig und praktisch veranlagt. Ida, die jüngste Schwester trotzt ihre Stellung dem Leben ab, zudem ist sie eine couragierte Motorradfahrerin. Trotz gelegentlicher Ausbrüche, Zerwürfnisse und auch Trennungen sind Mutter und Töchter in ent­scheidenden Momenten füreinander da - vier starke Frauen, die in widrigen Zeiten zusammenhalten und Wärme und Mitgefühl weitergeben. Oft mit Witz und Situationskomik, wirft der Roman einen Blick auf das Polen der Nachkriegszeit.

Suhrkamp-Verlag, ISBN 978-3-518-42887-0, 24 €

Helga Schubert:  Vom Aufstehen – Ein Leben in Geschichten

Groß war das Erstaunen, als die achtzigjährige Helga Schubert im letzten Jahr den Ingeborg-Bachmann-Preis erhielt. Schon einmal vor 40 Jahren wurde sie mit ihren Texten dazu eingeladen, doch das DDR-Regime erlaubte die Ausreise nicht.

Helga Schubert ist ein Kriegskind, ein Flüchtlingskind, ein Kind der deutschen Teilung. Sie erzählt von unbe­schwerten Sommern bei der Großmutter in Vorpom­mern, von der Leerstelle, die ihr im Krieg gefallener Vater hinterlässt, von der eigenwilligen und egozen­trischen Mutter, den Absurditäten des DDR-Alltags und von der schönen, aber oft auch schwierigen Freiheit in dem nun vereinten Land.

In ihrem Buch zeichnet Helga Schubert ein deutsches Jahrhundertleben. Sie spiegelt das Große im Kleinen, 80 Jahre Leben in 29 Erzählungen. Klar und voller Wärme entwirft sie das Bild einer Frau als Schrift­stellerin, Freundin, als Mutter und Tochter und als Liebende. Das Porträt einer Frau, die über die neu gewonnene politische Freiheit einfach nur jubelt und auch keine Scheu hat, ihren christlichen Glauben zu thematisieren.

dtv-Verlag, ISBN 978-3-423-28278-9, 22 €

Lena Gorelik:  Wer wir sind

Die Autorin schenkt uns eine Familiengeschichte, die von Sankt Petersburg ins schwä­bische Ludwigsburg führt. 1992 reist ein Mädchen mit den Eltern, der Großmutter und ihrem Bruder nach Deutschland aus, in die Frei­heit. Was sie dafür zurücklässt ist ihre geliebte Hündin und fast alles, was sie mit ihrem Opa verbindet - letztlich ihre Kindheit. Im Westen merkt die Elfjährige, dass sie hier anders wahrgenommen wird, dass sie „die Fremde“ ist - ein Mädchen im selbstgeschneiderten Parka, das manche Wörter so komisch ausspricht. Auch für die Eltern ist es schwer, da ihre Berufe bei uns nicht anerkannt werden - so wächst die Nostalgie nach ihrem Geburtsland. Auch die stolze Großmutter, die einmal einen Betrieb leitete, ist jetzt einfach nur eine alte Frau ohne Sprache.

Warum tun sich Menschen das alles an? Viele wan­dern für ihre Kinder nach Deutschland aus, damit diese in Freiheit und Wohlstand aufwachsen können. So sind es häufig die Eltern, die den Preis zahlen, da es ihnen nicht mehr gelingt, in dem neuen Land heimisch zu werden.

Das interessante Buch von Lena Gorelik erzählt eine bewegende und dabei kluge Geschichte über einen Neuanfang. Mancher Erfolg ist mit Verlust verbunden und so bleibt die Frage, was eine Familie zusammen­hält. Ein Buch für alle Altersklassen, da es den Blick auf diese Menschen und damit auch uns verändern kann.

Rowohlt Verlag, ISBN 978-3-7371-0107-3, 22 €

Dmitrij Kapitelman: Eine Formalie in Kiew

Der Umgang mit Behörden ist schon für uns nicht einfach, aber noch komplizierter wird er für Neubürger. Das musste auch der junge Dmitrij erfahren.

Obwohl er besser sächselt als die Leipziger Beamtin, bei der er den deutschen Pass beantragt, verlangt sie eine Geburtsbescheinigung aus Kiew. Also macht sich der Autor auf die Reise in die Stadt, in der er zur Welt kam und die er mit acht Jahren Richtung Deutschland verließ. Außer Kindheitserinnerungen und der Sprache verbindet ihn nichts mehr mit Kiew. Doch er weiß noch, dass man dort für fast alle Gefälligkeiten einen guten Bekannten haben sollte und man sollte auch kleine Geldbeträge bei sich haben, um sich für Gefälligkeiten bedanken zu können, d.h. zu zahlen. Schon das ist eine Heraus­forderung für ihn, doch nun kommt auch noch sein Vater in die Ukraine. Er benötigt ein neues Gebiss, das in Deutschland zu teuer ist. Die Einblicke in das Gesundheitswesen in Kiew nötigen uns Respekt ab, denn für die verwendeten Medikamente und für das Essen im Krankenhaus muss extra gezahlt werden.

Ein amüsantes Buch über Familie, über Vorurteile und Klischees. Dieser schwungvoll erzählte Roman ist ein famoser Beitrag zum besseren Verständnis der Menschen, die zu uns kommen. Es ist die Geschichte eines jungen Mannes, der versucht den deutschen Pass zu bekommen und dabei nicht nur in die Mühlen der deutschen Bürokratie, sondern auch in die der ukrainischen Korruption gerät – und dabei trotz alledem seinen Humor behält und lustvoll davon erzählt. Allzu gerne begleiten wir den Autor bei seinen Abenteuern und freuen uns darauf, noch mehr von ihm zu hören.

Hanser Berlin, ISBN 978-3-446-26937-8, 20 €

Anna Nerkagi: Weiße Rentierflechte

Das Buch entführt uns zu einem Nomadenvolk in eine für uns unwirtliche Region mit monatelangem Frost, Schnee und schein­bar dürftigen Lebensbe­dingungen. Es erzählt von einem Mann und drei Frauen; es erzählt von einer unerfüllten, einer sich vielleicht nie erfüllenden Liebe und von der Tradition: Heirate, gründe einen Hausstand, zeuge Kinder, züchte Rentiere und erarbeite dir so deinen Lebensunterhalt. Das vermittelt seit vielen Jahr­hunderten die Lebensmaxime des Nomadenvolkes der „Nenzen“. Ein junger Mann jedoch verweigert sich. Er sucht nach dem individuellen Glück, wie es für uns ganz selbstverständlich, aber bei seinem Volk noch immer die Ausnahme ist.

Das Buch erzählt von starken Frauen und extremen Lebensbedingungen, die in keiner Weise verklärt werden, und damit stellt es auch Fragen nach unseren Werten und nach unserer Lebensweise.

Eine Lebensgeschichte, die tief berührt – voller Poesie und dabei von großer literarischer Qualität.

Faber & Faber, ISBN 978-3-86730-197-8, 22 €

David Grossman: Was Nina wusste

Grossman gehört zu den bedeutendsten Schrift­stellern der Gegenwart. Sein neues, beeindruckendes Buch basiert auf einer wahrenGeschichte aus dem Jugoslawien unter der Herr­schaft Titos.

Es ist die Geschichte dreier Frauen: Großmutter, Tochter und Enkelin. Vera, die Großmutter war in jungen Jahren eine kämpferische, idealistische Kommunistin. Doch nach dem Krieg wird sie von der Geheimpolizei verhaftet und für drei Jahre auf einer Gefängnisinsel inhaftiert. Ihre sechsjährige Tochter Nina bleibt alleine zurück. Warum Vera sich nicht mit einem Geständnis freikauft, um bei Nina bleiben zu können, ist das Geheimnis, welches das Leben ihrer Tochter beherrscht. Was geschah damals? Um das herauszufinden, reisen die drei Frauen ein halbes Jahrhundert später nach Kroatien.

Es ist ein mitreißender Roman über falsche Ideale und darüber, wie das Verschweigen früherer Ge­schehnisse das Leben jeder der Frauen beeinflusst. Um einander verzeihen zu können, muss man die Wahrheit kennen und verstehen.

Vera, die warmherzige, aber auch kühle Großmutter, Nina, ihre verletzte Tochter und auch die Enkelin finden am Ende ihren Frieden. Was für ein Schicksal, was für eine Geschichte.

Hanser Verlag, ISBN 978-3-446-26752-7, 25 €

Elke Heidenreich: Männer in Kamelhaarmänteln

Kleider machen nicht nur Leute, sondern Kleidung verrät auch immer etwas über den Menschen, der sie trägt. Zudem können Kleidungsstücke Erin­nerungen aktivieren. Z.B. was für ein Kleid trug ich beim Abschlussball, habe ich mich darin wohlgefühlt? Und oh Gott, wie sah ich nur bei der Geburtstagsfeier von Tante Hilde aus?

Heidenreich erzählt von Kleidungsstücken, die wiederum eine Geschichte erzählen. So bringt sie auch Themen wie Liebe und Verlust zur Sprache. Wie sehr sich Kleidung verändert hat, was tragfähig ge­worden ist, sehen wir z. B. auch daran, dass Mädchen früher in der Schule nur Röcke, aber keine Hosen tragen durften. Auch der Kirchgang, der Besuch im Theater und der Oper, verlangten einen von der Gesellschaft akzeptierten Dress-Code.

Was man anzieht, ist sicher die schönste Nebensache der Welt, aber oft verrät sie auch die Wahrheit über Mann und Frau – davon erzählt Elke Heidenreich in ihrem vertrauten, flotten und witzigen Tonfall. Es ist ein Buch, dem es gelingt eigene Erinnerungen zu wecken und es ist ein Lesevergnügen für Jung und Alt.

Hanser-Verlag, ISBN 978-3-446-26838-8, 22 €

Titelbilder Copyright bei den Verlagen.

 

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