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Zum Reformationstag - Luther feiern oder lieber nicht?

DEF || Dr. Bettina Marquis, Bildungsreferentin DEF, LV Bayern

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Das achte Jahr der Reformationsdekade schließt

Wir schließen morgen das achte Jahr der Reformationsdekade ab. Das neunte Jahr wird schon das Jahr davor sein, und das ganze Jahr 2017 wird man dann in einer Vielzahl von Veranstaltungen, auf Kirchentagen "auf dem Weg" und schließlich auch beim großen Fest auf den Elbwiesen vor Wittenberg des Thesenanschlags Martin Luthers am 31. Oktober 1517 an das Tor der Schlosskirche zu Wittenberg gedenken. Aber was heißt das uns heute, wo wir Gläubigen uns, zumal in Gegenden mit überwiegend katholischer Bevölkerungsmehrheit wie in Altbayern, alljährlich neu an den Reformationstag erinnern müssen, der hier auch kein gesetzlicher Feiertag ist? Der Bayerische Rundfunk und die Katholische Akademie in Bayern helfen mit einem Baustein im Fernsehen. Im Bayerischen Fernsehen lief schon, und in BR alpha wird am Allerheiligentag laufen die Sendung "Auf ewig geteilt?"

Eine ökumenische Tagung über Luthers Bedeutung und ob das etwas zu feiern ist

Professor Heinz Schilling aus Berlin bemühte sich auf unterhaltsame Weise, die allgemeine Bedeutung Luthers und der Reformation dem Publikum zu verdeutlichen. Teils plakativ, teils provokant platzierte er seine Thesen, darunter "Luther ist ja eigentlich gescheitert" - in dem Sinne nämlich, als er eine Reform der Kirche wollte. Was er jedoch bekam, waren die protestantischen Landeskirchen. Schilling sah als besondere Leistung Luthers über das Theologische hinaus besonders dessen "grundlegenden Beitrag zur weltanschaulichen Differenzierung Europas". Daraus hätte sich, von Luther nicht beabsichtigt, die weitere Durchsetzung von Toleranz und Meinungsfreiheit ergeben.

Dr. Elisabeth Dieckmann von der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) fand im Vortrag und im Fernsehinterview Sprache und Ton einer praktischen Theologin. Sie erklärte im Zusammenhang mit der Rechtfertigungslehre und Luther die Auffassung von einem liebenden Gott, der sich uns zugewandt hat. Im Wissen darauf, dass wir schon geborgen sind, könnten wir uns den anderen Menschen und dem Leben in der Welt öffnen und schon etwas für die Verwirklichung des Himmelreichs auf Erden tun. Vollenden werde es dann Gott.

Kritik und Erweiterung des Horizonts

Viel zu Wort kam in der Sendung Professor Thomas Söding, Theologe aus Bochum. Er stellte Luther in seiner Zeit vor, wie er vor dem Hintergrund einer veräußerlichten katholischen Frömmigkeit den Akzent legte, dass man zu Gott nicht durch Verdienste, sondern allein durch Gottes Gnade kommen könnte. Gerade das sola fide, insbesondere das von Luther in die Übersetzung der Paulusstelle in Römer 7 verdeutlichend aufgenommene Wörtchen "allein", sei durchaus ein revolutionärer Gedanke gewesen. In der nachfolgenden theologischen Fachdiskussion nahm Söding zu den Konzilien von Trient, dem 2 Vatikanum und der gemeinsamen Erklärung von katholischer und evangelischer Kirche zur Rechtfertigungslehre in Augsburg von 1999 eine kritische Position ein. Es ging ihm bei letzterer nicht nur um Luther, sondern im Rückgriff auf die heilige Schrift um Paulus, und dies sei bei der Augsburger gemeinsamen Erklärung noch gar nicht berücksichtigt worden. Söding forderte eine Klärung des Selbstverständnisses von Kirche. Laufe dies über das Amt? Man habe bisher zu eng gedacht, man sei breiter herausgefordert. Nicht nur in der Rezeption bräuchten wir weitere und neue Horizonte.

Versöhnlicher und Wege eröffnender zeigte sich da Professor Peter Neuner, Theologe aus München. Er stellte Luther in den Zusammenhang seiner Zeit, dessen, was wir heute als neuzeitliches Freiheitsverständnis kennen und benennen können. Alle seien eingeladen, 1517 mitzufeiern. Im Ringen Luthers um seinen Glauben würden natürlich auch dessen Grenzen sichtbar, die in der heutigen Forschung häufig betont würden, insbesondere sein Antisemitismus und seine Ablehnung des Aufstands gegen die Obrigkeit im Bauernkrieg. Man solle Luther aber wie einen jeden nicht von seinen Schwächen, sondern von seinen Stärken her betrachten: Luther sei eine herausragende Gestalt der Theologie neben Augustin, Thomas von Aquin oder Newman; auch katholische Theologen dürften sich auf ihn berufen. Die Besinnung auf die Reformation durch das 500 jährige Jubiläum diene auch dazu, die Reformationspläne des 2. Vatikanums wieder neu aufzugreifen. Luther habe auch der katholischen Kirche einen wichtigen Dienst erwiesen.

Es wäre an der Zeit

Neuner war es auch, der am stärksten die auch aus dem Publikum kommende Forderung aufgriff, praktische Schritte auf die Erkenntnisse folgen zu lassen. Ratzinger zitierend sagte er, es müsse ja nicht die Einheit der Kirche begründet werden, sondern die Trennung, und dies werde immer schwieriger. Es ginge nicht um die organisatorische Einheit, und man müsse in den gemeinsamen Verständigungstexten doch auch nicht alles ganz präzise fassen. Die Einheit sei gegeben und gefordert. Elisabeth Dieckmann erzählte schließlich einen Traum: Ihr Traum sei, dass wir den Kern des christlichen Glaubens leben, dass wir so leben, dass andere Lust bekommen, sich uns anzuschließen.

Das sind doch gute Gedanken zum Reformationstag. Wenn Sie die Sendung (45 min.) ansehen möchten: ARD alpha strahlt sie am Allerheiligentag 1. November nachmittags um 13.15 in der Reihe logos aus.

Außerdem ist sie in der Mediathek zu finden: www.br.de/fernsehen/ard-alpha...lt-100.html

Beitrag in Seniorbook von Dr. Bettina Marquis, Bildungsreferentin DEF, LV Bayern 

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