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Wie und wo möchte ich leben?

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In der Reihe "Gedanken und Forderungen zu den 17 Zielen der Nachhaltigkeit" beschäftigt sich Inge Gehlert im Juli/August mit dem UN-Ziel 11, Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig zu machen.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

als Erwachsener möchte man aussuchen können, wie und wo man lebt. In der Stadt, auf dem Land, in einem Einfamilienhaus oder in einer größeren Wohnanlage. Für viele Menschen ist es ein großer Traum in einem Haus mit Garten zu wohnen, andere bevorzugen eine Stadtwohnung, wo man getrost die Türe hinter sich zu machen und auf Reisen gehen kann, ohne dass die Pflanzen im Garten vertrocknen. Der eine möchte Trubel und Geschäftigkeit um sich, die andere sehnt sich nach Ruhe. So sind die Bedürfnisse verschieden und es ist schön, wenn sich alles so fügt, wie man es sich vorstellt.

Über die Nachhaltigkeit der verschiedenen Wohnformen haben wir uns bis vor ein paar Jahren kaum Gedanken gemacht. Man sah im Fernsehen die Mega-Cities in Asien und den USA, überlegte sich, wie solche Städte noch zu regieren sind, wie die öffentliche Versorgung mit Wasser und Strom funktionieren kann, ganz abgesehen von der Verwaltung, dem Aufbau von Schulen und Bildung ganz allgemein. Man hatte den Eindruck, die Städte entwickeln sich ungebremst und ohne, dass jemand planend eingreift. Je weiter man vom Stadtzentrum entfernt ist, umso ärmer wirken die Viertel dieser Mega-Cities. Solche Mega-Cities gibt es in Deutschland bisher nicht. Der Zuzug nach München, Berlin oder Hamburg ist zwar groß, aber Bebauungspläne sorgen für planbare Strukturen, die auch Großstädte noch lebenswert sein lassen. Daher müssen wir heute für eine nachhaltige Planung der Städte und Gemeinden sorgen, denn der Klimawandel kann schnell die Großstädte durch zu große Hitze, wie wir es in Italien zurzeit beobachten, unbewohnbar machen. In den Großstädten, auch bei uns, sinkt die Nachttemperatur an manchen Sommertagen kaum noch auf erträgliche 18°bis 20° C. Viele Menschen werden durch die Hitze krank und sterben. Und die Zahl steigt mit jedem Jahr. Klimaanlagen gibt es bei uns noch selten. Und ihr Einbau wird die Probleme nicht lösen. Sie brauchen große Mengen an Strom, was für den Klimawandel auch nicht zuträglich ist.

Jeder Mensch möchte in einem angenehmen Wohnumfeld leben. Und jeder Mensch hat auch das Recht auf eine Wohnung. Es ist vielfach der Traum von jungen Menschen, endlich eine eigene Wohnung zu haben, wo sie hinter sich die Tür zu machen können, und keiner sagt ihnen, was sie zu tun oder zu lassen haben. Aber so einfach ist es dann doch nicht. Da gibt es die Hausordnung, da gibt es Nachbarn, da gibt es Regeln, die für ein geordnetes Zusammenleben der Menschen sorgen sollen. Aber doch gilt, „Mein Haus ist meine Burg“. Hier ist meine Privatsphäre geschützt. Und diese Privatsphäre ist ungemein wichtig. Eine Tür, die ich zu machen kann, und die ich nur dann öffne, wenn Ich es will, oder nur für den Menschen öffne, den Ich hereinlassen möchte.

Deswegen sind die Gemeinschaftsunterkünfte für Flüchtlinge und Asylsuchende so problematisch, da diese Menschen, die oft traumatisiert sind, keine Rückzugsmöglichkeiten haben. Ihr privates Refugium existiert nicht, was häufig zu Aggressionen und Streitereien führt.  Für diese Menschen ist eine Zuflucht, wo sie keine Angst vor Gewalt und Übergriffen haben müssen, überaus wichtig, um ihre Erlebnisse während der Flucht verarbeiten zu können. Hier müssen wir als Staat, aber auch als Zivilgesellschaft Sorge dafür tragen, dass diese Menschen schneller in eigene, wenn auch noch so kleine Wohnungen ziehen können. Aber Wohnraum ist gerade in den Großstädten knapp und daher teuer, für viele Menschen zu teuer. Verdichtung ist ein Schlagwort, das gegen die Wohnungsnot angebracht wird. Aber können wir wirklich jeden freien Raum, jede Grünfläche einer Stadt bebauen? Was für Städte entstehen dann? Sind es nur noch Betonwüsten, die keine Lebensqualität mehr haben?

Wir müssen unsere Städte und Gemeinden also anders und besser planen, um Hitzestaus zu vermeiden und besseren Luftaustausch zu ermöglichen. Wärmekonzepte werden von den Kommunen erstellt, um die Bevölkerung zu schützen. Im Winter braucht es Wärmestuben und im Sommer kühle Räume, in die wir vor der Hitze flüchten können. Ist es da noch verantwortbar Glaspaläste als Bürotürme zu bauen oder Schulen mit Glasfronten, die die Hitze in die Klassenzimmer bringen? Ich frage mich dann, haben die Menschen, die solche Gebäude planen, noch nichts vom Klimawandel gehört? Wir müssen anders bauen, mit nachhaltigen Baumaterialien, die die Temperaturen ausgleichen können, ohne teure Klimaanlagen. Städteplaner, Bauherren und Architekten müssen umdenken.

Innenstädte oder auch die Wohnquartiere müssen lebendig sein, die Menschen, die hier wohnen, sollen sich wohlfühlen. Kleine Infrastrukturmaßnahmen können großes bewirken. Wie z.B. öffentliche Trinkwasserbrunnen, die alle unentgeltlich nutzen können. Ruhebänke unter schattigen Bäumen, statt versiegelter Parkplätze. Als Ortsverband kennen wir unsere Stadt und können unsere Stadt- oder Gemeinderäte beraten, wo wir solche Maßnahmen befürworten würden. Neue Wohngebiete müssen so gestaltet werden, dass Freiflächen bleiben, die für den Luftaustausch sorgen. Begrünung, wo immer es möglich ist, Bäume und Sträucher, die für frischen Sauerstoff sorgen. Es ist richtig, dass einige Städte es verboten haben, die Vorgärten in Steinwüsten zu verwandeln, mit ein oder zwei Kübelpflanzen, statt hier durch eine Grünfläche der Hitzeentwicklung etwas entgegen zu setzen. 

Nicht nur in den Großstädten, sondern auch auf dem Land gehört Stadtentwicklung zu den Aufgaben der Rathäuser. Kleine Kommunen weisen immer wieder neues Bauland aus, während der alte Ortskern verödet und die Häuser verfallen. Die Zersiedlung und Betonierung der Umwelt nimmt zu, obwohl wir wissen, dass das Gegenteil notwendig ist, wenn wir unsere Klimaziele einhalten wollen. Glücklicherweise gibt es schon Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in den ländlichen Regionen, die sich um den Erhalt des Ortskerns bemühen und sich für seine Wiederbelebung einsetzen, statt neue Wohngebiete auf der „Grünen Wiese“ auszuweisen. Sie ermuntern junge Familien, alte Häuser wieder instand zu setzen, setzen finanzielle Anreize, damit dies auch erschwinglich wird. Dank der erweiterten Möglichkeit im Home-Office zu arbeiten, ist es für viele auch interessant, aus der teuren Großstadt aufs Land hinauszuziehen. Es braucht auch hier gute Ansprechpartner, um nachhaltig zu sanieren, damit die Energiebilanz in Zukunft stimmt.                                                                                                                                   

Durch den Klimawandel erhöhen sich nicht nur die Temperaturen, sondern auch die Anzahl der Unwetter. Überschwemmungen und deren Folgen werden immer stärker. Denken wir nur an die Überschwemmungen im Ahrtal. Und auch anderswo sind auf einmal aus kleinen Bächen riesige Ströme geworden, die alles, was im Weg war, mitgerissen haben. Auch hier muss die Planung gegensteuern. Aber sind die Lehren wirklich gezogen worden? Überflutungsflächen müssen ausgewiesen werden, aber auch Starkregen und Stürme bis hin zu Tornados treten in unseren Breiten verstärkt auf. Menschen müssen dafür Vorsorge treffen - so gut es geht. Da sind auch die Bundesländer gefordert, denn die einzelne Kommune kann das nicht leisten.

Und was für uns in Europa gilt, trifft in den afrikanischen und asiatischen Ländern auf eine viel ärmere Bevölkerung, die der Hitze und den Naturkatastrophen noch viel stärker ausgeliefert ist. Unser Augenmerk muss auch darauf gerichtet werden, denn unsere Umweltverschmutzung hat dort verheerende Auswirkungen. Die hohen Flüchtlingszahlen gerade aus Afrika sind der Dürre und der Perspektivlosigkeit geschuldet. Gerade junge Menschen machen sich auf den Weg in eine Zukunft in Europa, weil sie für sich und ihre Familien keine Lebensmöglichkeiten in ihren Ländern sehen.

Noch können wir gegensteuern und die vereinbarten Klimaziele erreichen, wenn wir es als Zivilgesellschaft auch wollen und dies von den Regierenden einfordern.

Ich wünsche Ihnen einen gut temperierten Sommer

Ihre
Inge Gehlert
Verwaltungsratsvorsitzende

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Milan, Italy - June 11, 2017: The famous Vertical Wood, sustainable residential building model, consisting of two residential towers of 110 and 76 m high, built in the center of Milan at the confines of the Isola district.

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