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Sommer-/Urlaubszeit ist Lesezeit

DEF |

Dazu hat Marianne Jauernig-Revier einige interessante Bücher zusammengestellt. Im Hinblick auf das DEF-Jahres­thema ist auch ein Roman über das jüdische Leben in einer orthodoxen Familie in der heutigen Zeit dabei. Diese Zeitebene verspricht einen Zugang zu all den Riten und Vorschriften, auch zu deren Besonderheit bzw. Fremdheit für uns. Zudem beschreibt das Buch sehr geschickt zwei Frauenleben: Einmal das der jungen Chani und zum anderen das der Frau des Rabbiners. Gerade der Lebensverlauf der älteren Frau ist beeindruckend.

Im Buch von Gabriele Tergit: "Effingers" spielen mehrere Generationen deutschstämmiger jüdischer Familien eine Rolle. Sie kommen aus einem kleinen Ort in Mittelfranken und schon die nächste Generation wechselt ins auf­strebende, quirlige Berlin. Zudem kann man dieses Buch fast als eine Emanzipationsgeschichte der Frauen lesen - überaus lebendig erzählt. Ein erstaunliches Buch ist die "Atemlehrerin", denn auch hier steht wieder ein jüdisches Frauenschicksal im Mittel­punkt und zudem die Heilkraft des Atmens. Ein Krimi von einem Autor, der den deutschen Krimipreis bekam, und zwei biografische Romane runden die Büchertipps zur Sommer-/Urlaubszeit ab.

Eve Harris: Die Hochzeit der Chani Kaufman

Chani, die Tochter des Londoner Rabbiners, ist hübsch, hat aber ihren eigenen Kopf und das ist nicht die beste Voraussetzung auf dem hartumkämpften jüdischen-orthodoxen Heiratsmarkt. Denn Partys, Uni, flirten, feiern, das kommt für die jungen Leute in der Gemeinde nicht infrage. Dort strebt man nach Gott­gefälligkeit, Mäßigung - und nach dem passenden Ehe­partner. Es wird entschieden, dass die 19-jährige Chani und der angehende Rabbiner Baruch Levy heiraten. Doch wie geht Ehe, wie geht Glück und was ist Selbstbestimmtheit unter den wachsamen Augen Gottes – und der Nachbarn?

Eve Harris beschreibt diese noch heute in sich geschlossene Welt kenntnisreich und mit großem Einfühlungsvermögen. Durch ihre Beobachtungen und ihren feinen Humor bringt sie uns ein unbe­kanntes Milieu nahe. Ein Lesevergnügen, das lange vorhält!

Diogenes Taschenbuch, ISBN 978-3-257-24430-4, 13 €  

Christoph Ribbat: Die Atemlehrerin

Eine Dame mit leichtem deutschen Akzent unter­richtet Achtsamkeit in New York - wie man bewusst atmet, den Körper erspürt und den Stress der Groß­stadt überlebt. Ihr Studio ist ein Geheimtipp für Sänge­rinnen, Tänzerinnen und verkrampfte Büromenschen. Ihre Schülerinnen meinen, die Lehrerin sei ganz und gar entspannt, doch das täuscht. Denn ihre eigene, schmerzhafte Vergangenheit hält sie vor ihnen geheim. „Die Atemlehrerin“ erzählt die berührende Geschichte der Karola Joseph: 1901 geboren, lebt, arbeitet, forscht in Berlin, heiratet, heißt nun Carola Spitz, und verlässt die Stadt erst, als es fast schon zu spät ist. Sie wird zu einem jüdischen Flüchtling unter Zehntausenden, etabliert sich als „Carola Speads“ in Manhattan und lehrt bis ins hohe Alter noch immer in ihrem Studio am Central Park. Was für eine erstaun­liche Biografie und was für interessante Hinweise, wie durch richtige Atemtechnik und Achtsamkeit unser Wohlbefinden zu steigern ist. Zudem liest sich dieses kenntnisreiche Buch wie ein Roman.

Suhrkamp Verlag, ISBN 978-3-518-42927-3, 22 €

Gabriele Tergit: Effingers

Die Familien Goldschmidt und Oppner, Seelenver­wandte der „Buddenbrooks“, wohnen im eleganten, aufgeschlossenen Berlin. Sie sind Bankiers und Kunst­mäzene, begabt und empfindsam, doch spätestens nach dem Ersten Weltkrieg beginnen ihre bürgerli­chen Gewissheiten zu bröckeln. Auch die pracht­vollen Feste täuschen nicht mehr über den sich immer stärker werden Antisemitismus hinweg. Die Auflehnung der jungen Generation wirbelt die gutbürgerlichen Familien zusätzlich durcheinander.

Temporeich und vielstimmig zeichnet der Roman die Zeitstimmung und die sich drastisch wandelnden Sitten nach: Vom Korsett zum kurzen Rock und vom hochgesteckten Haar zum Bubikopf, somit werden auch die sich stetig veränderten Lebenssituationen von Frauen thematisiert. Die Autorin begeistert durch ihre lebensnahen Schilderungen - ein Lesefest!

btb-Taschenbuch, ISBN 978-3-442-77972-3, 14 €

William Saroyan: Tja, Papa

Der zehnjährige Pete steckt voller Fragen an das Leben. Wie gut, dass er einen Vater mit offenen Ohren und einem unkonventionellen Blick auf das Leben hat. Der Schriftsteller kämpft mit einer Schreib­blockade und dazu mit einer Ehekrise, als er in ein Strandhaus nach Malibu zieht und seinen aufgeweck­ten Sohn mitnimmt. In ihrer freien Zeit sammeln die beiden Muscheln und Strandgut oder machen in einem klapprigen Ford einen spontanen Ausflug nach Halfmoon Bay – des Namens wegen. Dabei fordert Pete seinen Vater immer wieder mit seiner Neugier heraus: Was ist ein Drückeberger? Wer hat die Schule erfunden? Und weitere Fragen mehr. Gemeinsam erkunden Vater und Sohn, welche großen Erkennt­nisse im vermeintlichen Kleinen, Alltäglichen stecken und was genau das eigentlich ist: Lebenserfahrung. Ein kluges, heiteres Buch.

DTV-Verlag, ISBN 978-3-423-28179-0, 8 €

Michael Kumpfmüller: Ach, Virginia

Im März 1941 gerät die berühmte englische Schrift­stellerin Virginia Woolf in ihre letzte große Krise: Soeben hat sie ein neues Buch beendet und mit ihrem Mann Leonard zog sie sich in das kleine Cottage im Süden Englands zurück, denn über dem Land fliegen deutsche Bomber. Sie zweifelt immer wieder an ihren Büchern, obwohl ihr bewusst ist, dass sie den englischen Roman reformiert und moderni­siert hat. Virginia fühlt sich gefangen und weiß nicht, wohin sie ausbrechen soll. Und am Ende entscheidet sie sich für den Fluss. Die letzten Tage Virginia Woolfs beschwört der Autor in seinem Roman eindrücklich herauf. „Ach Virginia“ ist ein literarisches Porträt, aber es ist noch mehr – ein leidenschaftliches Plädoyer für das Leben.

Kiepenheuer & Witsch, ISBN 978-3-462-04922-3, 22 €

Delphine de Vigan: Dankbarkeiten

Michka, die stets ein unabhängiges Leben geführt hat, muss feststellen, dass sie das nun nicht mehr kann. Sie denkt an ihre Vergangenheit, an Versäumnisse und Verlorenes. Tatsächlich verliert die weltoffene alte Frau nach und nach Wörter, ersetzt sie durch ähnlich klingende. Nur zwei junge Leute verstehen, was in ihr vorgeht. Michkas dringender Wunsch ist, einem Ehepaar, das ihr einst das Leben gerettet hat, ihre tiefe Dankbarkeit zu zeigen.

Scharfsinnig zeigt die Autorin, was uns am Ende bleibt: Zuneigung, Mitgefühl, Dankbarkeit. Es ist eine feinfühlige Geschichte über das Alter.

DuMont-Verlag, ISBN 978-3-832-18112-3, 20 €

Garry Disher: Hope Hill Drive - Kriminalroman

Die Dezemberhitze brennt auf die trockenen Felder und den flimmernden Asphalt im australischen Tiverton. Constable Paul Hirschhausen leitet die Poli­zeistation im staubigen Niemandsland des Outback. Außer Bagatelldelikten hat er keine aufregenden Fälle zu bearbeiten – bis eines nachts auf unerklärliche Weise einige Pferde auf der Weide getötet werden. Dem Constable und den Anwohnern wirft diese Tat Rätsel auf. Die Medien wittern eine interessante Story und fallen in dem Städtchen ein. Als zudem noch eine Leiche gefunden wird, überschlagen sich die Ereignisse. Hinter den rostigen Gattern der ent­legenen Farmen stößt Constable Hirschhausen auf schlummernde Leidenschaft und explosive Gewalt.

Der Autor weiß um das harte Leben im australischen Outback. Hervorragend versteht er sich darauf, uns dieses Land mit seinen Menschen nahezubringen. Ehrlich, trocken und durchaus elegant. Der Autor wurde bereits mit dem deutschen Krimipreis ausge­zeichnet.

Unionsverlag, ISBN 978-3-293-00563-1, 22 €

Benjamin Myers: Offene See

Der junge Bergarbeitersohn Robert macht sich kurz nach dem Zweiten Weltkrieg auf zum Ort seiner Sehn­sucht, einmal will er die offene See, die Weite des Meeres erleben, bevor er unter Tage arbeiten muss. Kurz vor dem Ziel lernt er eine ältere unkonventio­nelle Frau kennen, die ihm zu einem neuen Blick auf das Dasein und Familie verhilft. Sie öffnet ihm die Tür in ein ganz anderes Leben – ein Leben, in dem Freund­schaft, Leidenschaft, Kunst, Literatur, aber auch Schmerz erstrebenswerter sind als nur Wohlanständig­keit und Pflichterfüllung. Aber auch diese Frau hütet ein Geheimnis, denn was bedeutet das Manuskript mit Gedichten, die ihr gewidmet sind?

Benjamin Myers erzählt eine zeitlose und geradezu zärtliche Geschichte über die Bedeutung und Kraft der menschlichen Beziehungen.

DuMont Verlag, ISBN 978-3-832-18119-2, 20 €

Robert Seethaler: Der letzte Satz

An Deck eines Schiffes auf dem Weg von New York nach Europa sitzt Gustav Mahler. Er ist berühmt, der größte lebende Musiker der Welt, doch sein Körper schmerzt, hat schon immer geschmerzt. Während ihn der Schiffsjunge sanft, doch resolut umsorgt, denkt er zurück an die letzten Jahre, die Sommer in den Bergen, den Tod seiner kleinen Tochter Maria, die er manch­mal noch zu sehen meint. An Anna, die andere Tochter, die gerade unten beim Frühstück sitzt, und an Alma, die Liebe seines Lebens, die ihn verrückt macht und die er längst verloren hat. Vieles wird in dieser Romanbiografie angesprochen: Existenzielles und auch das Schmerzhafte von Erinnerungen.

Hanser-Literatur-Verlag, ISBN 978-3-446-26788-6, 19 €

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© Foto: Screenshot DEF

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