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Mehr als nur Luxus - Wegen des Krieges wird Getreide knapp.

AEH |

Aber das ist kein Grund, die konventionelle Landwirtschaft wieder auszuweiten. Dieser Artikel von Merlind Theile, erschienen in der ZEIT Nr. 13/2022, ist für Hannelore Täufer Anlass das eigene Konsum-Verhalten zu hinterfragen und Alternativen aufzuzeigen.

„Die Deutschen horten wieder. Diesmal nicht Klopapier, den Kassenschlager der frühen Pandemiezeit, sondern Mehl und Speiseöl. Manche Supermarktregale sind schon leer, verschiedene Ketten haben den Verkauf beschränkt. Ursache des Hamsterns ist jetzt der Krieg: Die Ukraine, wichtiger Produzent von Getreide und Ölsaaten, fällt als Lieferant bis auf Weiteres aus, gleichfalls Russland. Und so wächst die Angst vor dem, was Politik, Handel und Erzeuger ‚Versorgungsengpässe‘ nennen.

Mit Blick auf Afrika und den Nahen Osten ist diese Sorge berechtigt. Dort hängen bislang viele Länder von Weizenimporten aus Russland und der Ukraine ab. Die Gefahr von Hungersnöten im Libanon oder in Kenia ist akut und wächst mit jedem Kriegstag. Nicht aber in der EU, nicht in Deutschland. Nahrungsmittel (ja, auch Mehl und Öl) sind hier, wenngleich wohl etwas teurer, auf längere Sicht ausreichend vorhanden. Und doch schüren Politiker und Agrarfunktionäre in Deutschland wie in anderen EU-Ländern die Angst vor drohenden Knappheiten. Die Bundesregierung müsse mehr auf ‚Versorgungssicherheit‘ achten, heißt es etwa aus der Union. Die Losung lautet: mehr Produktion, auch hierzulande, und zwar konventionelle.

Der Krieg in der Ukraine scheint einen alten Reflex wiederzubeleben. Der Hunger infolge des Zweiten Weltkrieges, das Mantra ‚Nie wieder Mangel‘ führten die Europäische Gemeinschaft in eine Agrarpolitik, die in Überproduktion gipfelte, zulasten von Biodiversität und Tierwohl, zulasten auch der Bauern, denn von denen gibt es immer weniger.

Eigentlich wollte die EU diesen Kurs endgültig ändern, mit ihrem Green Deal und ihrer farm to fork-Strategie, die das gesamte Lebensmittelsystem gesünder und nachhaltiger machen soll. Für die Landwirtschaft sind dabei weniger Pestizide und mehr Ökoflächen vorgesehen. Da ein Bio-Acker im Vergleich zur konventionellen Erzeugung aber weniger Ernte abwirft, stehen diese Ziele nun infrage. Die EU-Kommission gibt dem wachsenden Druck in Teilen bereits nach. Stillgelegte Flächen, die dem Artenschutz dienen sollten, dürfen vorerst doch wieder bewirtschaftet werden. Die Vorstellung von Maßnahmen zur Pestizidreduktion, ursprünglich für diese Woche geplant, wurde auf unbestimmte Zeit verschoben.

Ist der ganze Ökokram also nur ein Luxus für Friedenszeiten?

Von wegen. Für den Moment verstellt das Grauen des Krieges bloß den Blick auf das, was die Menschheit ja auch noch bedroht: die Klimakrise und das Artensterben. Genau diese Gefahren soll ein Vorhaben wie der Green Deal bekämpfen. Er soll dazu beitragen, dass in Zukunft überhaupt noch ertragreiche Landwirtschaft möglich ist. Jeder weitere Dürresommer trifft die europäischen Kornkammern härter als der Ukraine-Krieg. Und wer bestäubt noch mal die ganzen Feldfrüchte, wenn es immer weniger Insekten gibt, auch weil ihnen der Schutzraum in Brachflächen fehlt?

Die Transformation zu verzögern heißt, die Krise zu beschleunigen. Beispiel stillgelegte Flächen: Sie doch zu bewirtschaften bringt eher geringe Erträge (deshalb legen Bauern diese Flächen ja bevorzugt still), verursacht aber viele Emissionen (pflügen setzt CO2 frei). ‚Naiv‘ erscheinen da nicht mehr jene, die glauben, die Landwirtschaft mit alten Rezepten krisenfest zu machen.

Wo aber soll dann das Getreide herkommen, das kriegsbedingt bald vielen Drittstaaten fehlt? Nun, eigentlich wäre immer noch mehr als genug da, bloß leistet sich das jetzige Ernährungssystem eine immense Verschwendung. Die Menge an vergeudetem Weizen allein in der EU entspricht etwa der Hälfte der Weizenexporte der Ukraine, so das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung in einer aktuellen Erklärung. Im Handel, in Privathaushalten – überall werden zu viele Lebensmittel weggeschmissen. Und dann ist da noch die Sache mit dem Fleisch.

In der EU landen 60 Prozent des Getreides in Futtertrögen. Schon zehn Prozent Nutztiere weniger würden etwa 16 Millionen Tonnen Getreide freisetzen. Im Gegenzug müssten die Verbraucher dann freilich weniger Fleisch essen, was aber ohnehin keine dumme Idee wäre. Momentan verzehren die Deutschen im Schnitt fast doppelt so viel Fleischprodukte wie von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung maximal empfohlen. Man muss nicht erst auf die Politik warten, um daran etwas zu ändern, das kann auch jeder ganz allein. Schließlich: Man will ja keinem etwas wegessen.“

Meine persönlichen Anmerkungen:

Weniger Fleischverzehr, darüber reden wir wirklich schon länger. Bewusster Fleischverzehr ist sicher die bessere Formulierung. Bewusster Fleischverzehr bedeutet, regionale Produzenten zu kennen und bedeutet auch, mehr für das Fleisch/die Wurst/die Milchprodukte zu zahlen. Dieser Wahnsinn, dass Tiere durch ganz Europa gekarrt werden und ein „spanischer Schinken“ dann immer noch viel billiger ist als der Schinken vom nächstgelegenen Hofladen... mit dem ganzen Rattenschwanz an: Transportbedingungen der Tiere, wahnsinnige Menge an LKWs auf den Straßen, Wasserverbrauch von 15 000 Litern für ein (!) Kilo Fleisch…. Sie kennen alle diese Fakten. Wir sind die Verbraucherinnen und Verbraucher all dieser Produkte! Dass wir Macht haben, zeigt jede Werbung der Lebensmittelketten, die Sie bestimmt auch wöchentlich in der Tageszeitung oder im Briefkasten finden. Wir entscheiden mit unserer Nachfrage das Angebot und wenn wir das angebotene Billigfleisch nicht kaufen, reagieren die Produzenten darauf – siehe Werbung eines Discounters ab 2030 nur noch Fleisch der Haltungsform 3 und 4 anzubieten.  Aber warum erst 2030? Derzeit wird noch viel zu viel nur darüber geredet, warum wird nicht zeitnah Tierwohl umgesetzt?

Zweiter wichtiger Punkt im Artikel ist unser Lebensmittel-Wegwerf-Verhalten. Auch das lässt sich eigentlich leicht ändern. Tun müssen wir es selber – jede und jeder ist hier gefragt.

Regional, saisonal und sehr bewusst Lebensmittel einkaufen und verarbeiten – jetzt!!!

 

Eine Alternative zu Fleisch:

Nicht nur reden, sondern auch tun – folglich kommt hier eine Alternative zu Fleisch – Kidneybohnen!

Sie denken sofort: die wächst aber nicht hier bei uns – richtig. Vereinzelt wird in Bayern inzwischen Sojabohne und Kichererbse großflächig angebaut – der Klimawandel machst möglich!

Angebaut wird die Kidneybohne in Südamerika, Afrika, USA und China. Nicht überall sind die Arbeitsbedingungen menschenwürdig. Aber – laut einer Erhebung des IFEU (Institut für Energie- und Umweltforschung, Heidelberg) fallen zwischen 130 und 260 g Kohlendioxid pro 100 g Kidneybohnen an. Im Vergleich zur Ökobilanz von Fleisch ist die der Kidneybohne deutlich besser. Gemüsebratlinge aus zerstampften Kidneybohnen sind für viele inzwischen eine beliebte Alternative zum klassischen Burger-Patty aus Rindfleisch.

Ernährungsphysiologisch wird die Kidneybohne sehr gut bewertet: Sie ist ein hoher Eiweißspender, hat viel Magnesium, ist fettarm und ballaststoffreich, mindert das Krebsrisiko, weil sie freie Radikale bindet. Darüber hinaus ist die Kidneybohne lange haltbar in Konserven oder Gläser oder auch in getrockneter Form. Da muss sie allerdings vor der Weiterverarbeitung acht Stunden eingeweicht werden. Die Bohne nimmt auch leicht den Geschmack anderer Zutaten an, was bei Eintöpfen gut passt.

Hier noch ein Rezept eines fleischlosen Chilis (entnommen der NN vom 25. März 2022)

Für vier Portionen brauchen Sie:

Zutaten:

2 Knoblauchzehen, 2 Zwiebeln, 2 Möhren, 250 g rote Linsen, 400 ml Gemüsebrühe, 1 Dose Kidneybohnen, 1 Dose Mais, 400 g Tomatenstücke, 50 g Tomatenmark, 3 EL Öl, 1 kleine Chilischote, 2 TL Paprikapulver, Petersilie, Salz, Pfeffer, Zucker.

Zubereitung:

Knoblauch schälen und hacken, Zwiebeln und Möhren würfeln, Öl (wirklich nur 3 EL!) in der Pfanne erhitzen, Zwiebeln und Möhren andünsten, Knoblauch, Chili, Paprikapulver und Tomatenmark zugeben, weiter Tomaten, Gemüsebrühe, Kidneybohnen, Mais und etwas Salz und Pfeffer zugeben. Die Linsen in ein Sieb geben, mit Wasser überbrausen, in die Pfanne geben und alles zum Kochen bringen, 20 bis 25 Minuten leise köcheln lassen. Vor dem Anrichten abschmecken und mit Petersilie garnieren.

Das Chili kann mit Reis oder frischem Baguette serviert werden.

Klar: die Tomaten dürfen auch aus der Dose sein, weil frischen Tomaten oft der Geschmack fehlt.

Ihre
Hannelore Täufer,
Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Haushaltsführungskräfte, (AEH) Förderkreis Bayern

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© Foto: pixabay.com

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