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Kuschelig-weiche Fleecejacken aus Holz

AEH |

Funktionskleidung - Derzeit bestehen rund 60 Prozent der Textilien aus fossilen Rohstoffen. Alternative Materialien zu finden, ist gar nicht so einfach.

Den folgenden Zeitungsartikel von Simon Kremer (dpa), erschienen in den Nürnberger Nachrichten am 18. August 2023, hat Hannelore Täufer, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Haushaltsführungskräfte – Förderkreis in Bayern (AEH) gelesen und kommentiert:

„Gut geschützt gegen Wind und Wetter, das bedeutet meist Jacken und Hosen auf Basis von Erdöl. Wie die Herstellung von Outdoor-Kleidung nachhaltig funktionieren soll, will das finnische Unternehmen UPM vormachen. Für seine nach eigenen Angaben weltweit erste Bioraffinerie im industriellen Maßstab haben sich die Finnen Sachsen-Anhalt als Standort ausgesucht. Wo in der DDR das Herz der chemischen Industrie schlug, wird jetzt wieder an der Zukunft gearbeitet. Im Industriepark Leuna liegen Buchenstämme in langen Reihen wie in einem Sägewerk aufgestapelt, inmitten von silbernen Röhren, Brücken und Industrieschornsteinen. Bald soll dort, wo gerade noch eine riesige Baustelle ist, aus Holz Kunststoff hergestellt werden.

Viele Konzerne haben klar definierte Ziele, bis wann sie klimaneutral produzieren wollen‘, sagt der Leiter der Prozessentwicklung von UPM, Konrad Gebauer. Das finnische Unternehmen setzt zur Herstellung von chemischen Grundstoffen, die für die Herstellung von Textilien über Gummi bis hin zu Waschmitteln gebraucht werden, nicht auf Erdöl als Ausgangsmaterial, sondern auf Holz – auf Buchenholz, um genau zu sein. Mit Vaude, dem Hersteller von Outdoor-Kleidung aus Baden-Württemberg, gibt es bereits eine nennenswerte Kooperation. Zusammen wollen sie die erste Fleecejacke aus holzbasiertem Polyester herstellen. ‚Das ist eins zu eins das Gleiche, was die etablierte chemische Industrie aus fossilen Quellen herstellt‘, sagt Gebauer. ‚Wir nutzen jedoch mit Buchenholz einen nachwachsenden Rohstoff als Startmaterial.‘

In chemischen Prozessen werde das Holz so aufgespalten, dass am Ende die gleichen chemischen Stoffe stünden, wie sie auch aus Erdöl hergestellt werden können. Man beweise damit, dass die nächste Stufe nachhaltiger Textilien bereits jetzt möglich sei. Aber die Entwicklung wird auch kritisch gesehen: Es sei gut und richtig, wenn erste Hersteller auf nachhaltigere Rohstoffe und Produkte setzten, sagt Umwelt-Expertin Viola Wohlgemuth von Greenpeace. ‚Aber die sind nicht die Masse und diese Kleidung können sich auch nicht alle leisten.‘ Zudem stürzten sich gerade viele Unternehmen auf Holz als nachwachsenden Rohstoff, so dass dadurch neue Konkurrenzkämpfe entstünden.

Auch andere Hersteller, wie das österreichische Unternehmen Lenzing, setzen schon auf Holz für die Textilindustrie. Der WWF veröffentlichte vor kurzem eine Studie mit der Universität Kassel: Bereits heute gebe es weder in Deutschland noch weltweit genügend Holz, um die Nachfrage nachhaltig zu decken. Wichtig sei es vor allem, sind sich Umweltorganisationen einig, die Verschwendung zu beenden, um auch Holz als Rohstoff nicht zu übernutzen. Auch das Umweltbundesamt in Dessau-Roßlau stellt fest, dass die Textilbranche stark von der Globalisierung geprägt ist. Rund 90 Prozent der in Deutschland gekauften Kleidung stamme aus dem Import, größtenteils aus China. Der Türkei und Bangladesch, heißt es in einem Bericht des UBA. Der Weg zu echter Nachhaltigkeit kann nach Ansicht von Umweltorganisationen nur sein, in eine Kreislaufwirtschaft zu kommen. Die hergestellten Produkte müssten dann auch wieder recycelt werden.

Es wird keine technische Lösung geben für eine Übernutzung. Wir müssen uns von diesem Märchen verabschieden‘, sagt Wohlgemuth von Greenpeace. Darauf sitzt auch Vaude. ‚Durch die Integration der biobasierten Materialien von UPM können wir die Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft weiter erforschen und nutzen‘, teilte das Unternehmen mit.

Dafür setzt das Modeunternehmen auf die Grundstoffe aus Leuna. Mehr als 220.000 Tonnen chemischer Stoffe sollen pro Jahr in der neuen Bioraffinerie in Leuna entstehen.

Meine persönlichen Anmerkungen:
Es braucht mindestens zwei Ansätze, um dem Problem Kleidung zu begegnen.

Einmal muss - endlich - ein Umdenken bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern stattfinden. Zum zweiten muss Kleidung recycelt werden können. Beides hat gleich hohe Priorität – und nur mit beiden gleichwertigen Ansätzen wird eine Lösung des Problems – besser, der massiven Probleme rund um Kleidung – möglich sein.

Beginnen wir mit den Verbraucherinnen und Verbrauchern. Wie viele Menschen sind sich bewusst aus welchem Material(ien) die getragene Kleidung besteht, welche Wege diese Kleidung hinter sich hat und unter welchen Bedingungen die – ach so günstige – Kleidung entstanden ist? Zu viel Kleidung wird gekauft und nicht getragen. Dem Fashion-Wahn muss ein „Verbraucherinnen und Verbraucher – NEIN“ entgegengesetzt werden. Da zeige ich jetzt nicht nur auf die junge Bevölkerung, auch ältere Mitbürger und Mitbürgerinnen kaufen Kleidung, lagern sie im Schrank und entsorgen wenig getragene Kleidung – oder bestellen in zwei Größen über das Internet und schicken alles retour. Eigentlich wissen wir alle, was damit geschieht. Vor einiger Zeit sah ich einen Film, in dem junge Frauen die Politik aufforderten, entsprechende Regeln für Retourware festzulegen. Das ist ja bereits geschehen, wird aber von den Modeherstellern durch Abwanderung aus Deutschland als Firmensitz außer Kraft gesetzt.

Weniger Kleidung und gute Qualität ist gefragt!

Auch die Kleidungshersteller und die Forschung müssen sich schneller in Bewegung setzen. Dass die verschiedenen Mischungen bei der Faser die Recyclingfähigkeit auf ein Minimum reduzieren, ist schon lange bekannt. Warum wird dazu nicht mehr geforscht? Ressourcen zu nutzen und das bitte mehrfach, wollen wir doch alle. In der Wissenschaft wird in vielen Bereichen wirklich viel Geld ausgegeben um „Neues“ zu schaffen. Nicht alles „Neue“ ist gut für unsere Erde. Recyclingmöglichkeiten zu mehren, ob bei Kleidung oder anderen Materialien, muss von allen Seiten höchste Priorität haben.

Nachhaltig herstellen, nachhaltig konsumieren, nachhaltig zu leben darf kein Lippenbekenntnis sein – weder für die Industrie, noch für die Wissenschaft und nicht für die Konsumenten.

Hannelore Täufer,
AEH Vorsitzende

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© Foto: pixabay.com

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