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Keine Angst vor der Courage

DEF |

Wie tolerant dürfen wir sein, um nicht unsere mühsam erworbene Freiheit aufzugeben? Wie intolerant dürfen wir sein, um nicht als besitzstandswahrend oder veränderungsresistent zu gelten?

Diese Fragen stellen sich mir zurzeit immer wieder, wenn in mir einerseits die Bereitschaft zur Großzügigkeit und Achtung fremder Kultur(en) da ist und andererseits die Empörung aufsteigt angesichts der Missachtung der unseren.

Darum habe ich sie satt, die Reden, die christliches Gutmenschentum suggerieren, aber Furcht sind vor dem Selbstbewusstsein des Christentums und unser Denken lähmen. Sind unsere westlichen Freiheiten nicht Resultate eines christlichen Menschenbildes: dass der Mensch kein unbedeutender Wurm ist, dass Glaube keine Einbahnstraße ist, in der wir uns vor Gott in den Staub werfen, „Gott ist groß“ rufen und auf ein Paradies hoffen, selbst dann, wenn wir vorher „Ungläubigen“ den Tod gebracht haben? Durch Jesus Christus haben wir gelernt: In den Augen Gottes sind wir wer, denn Gott wurde Mensch. Und Menschen leben nun einmal hier auf der Erde. Das bedeutet zwar Verantwortung, aber auch Freiheit: Freiheit, sich selbst zu entdecken, nicht festgelegt zu sein auf die Ernährer- oder Gebärerin-Rolle. Sogar Freiheit zum Fehler-Machen.

Müssen wir Freiheit also verleugnen? Müssen wir uns schämen, dass wir es weit gebracht haben mit der Akzeptanz der Unterschiedlichkeit von Menschen und ihren Lebensentwürfen, mit der Akzeptanz der Freiheit der Frauen und Mädchen, sich nach ihren eigenen Vorstellungen zu entwickeln, mit der Akzeptanz der Gleichwertigkeit der Geschlechter und der Nicht-Festlegung auf bestimmte Rollen und Funktionen? Was ist so schlimm daran, das als Leitbild für die Zukunft der Gesellschaft zu behalten?

Veränderung, das ist sicher, wird es geben durch die Menschen, die aus einer anderen Kultur zu uns kommen. Veränderungen nicht nur für sie, sondern auch für uns. Wir müssen uns mit „dem Fremden“ auseinandersetzen, die Menschen zunächst einmal annehmen, sind sie doch Menschen wie wir, aber auch, um sie da, wo sie anders auftreten, zu verstehen. Aber wir müssen den Neuankömmlingen auch etwas zumuten. Wir müssen unsere Errungenschaften ernstnehmen, die nicht vom Himmel gefallen sind. Wir müssen sie schätzen, couragiert vertreten und die, die sie nicht verstehen, zu überzeugen versuchen. Ein Kopftuch, das zum Zeichen der Religionszugehörigkeit getragen wird wie das Kreuz um den Hals, o.k. Die wahren Motive nicht wirklich zu kennen, auch o.k. Die totale Vermummung in einer Gesellschaft, in der man „Gesicht zeigt“, nicht o.k. Genauso wenig die Abschaffung von Aktivitäten, die bei uns ganz normal sind.

Im Johannesevangelium lesen wir eine Geschichte von der Loslösung aus einer bedrückenden Tradition und der Verantwortung für die eigene Freiheit. Es ist die kurze Geschichte vom Gelähmten am Teich Betesda. Jesus hat diesen Kranken nicht nur bedauert. Er hat ihn gefragt, ob er denn überhaupt gesund werden will. Auf dessen anklagende Antwort, bisher keine Hilfe erfahren zu haben, fordert Jesus ihn ohne Umschweife auf: Steh auf… und geh!

Worauf warten wir also? Wir müssen irgendwo auch selbst anpacken, wenn wir was für uns verbessern wollen. Und couragiert für unser Glück eintreten. Was in der Geschichte wie im Zeitraffer geschieht, erscheint wie ein Sinnbild unserer Geistesgeschichte und ein Aufrütteln in unserer derzeitigen Verunsicherung:

Es ist aber in Jerusalem beim Schaftor ein Teich, der heißt auf Hebräisch Betesda. Dort sind fünf Hallen; in denen lagen viele Kranke, Blinde, Lahme Ausgezehrte. Es war aber dort ein Mensch, der lag 38 Jahre krank. Als Jesus den liegen sah und vernahm, dass er schon so lange gelegen hatte, spricht er zu ihm: Willst du gesund werden? Der Kranke antwortet ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich bringt... Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett und geh hin! Und sogleich wurde der Mensch gesund und nahm sein Bett und ging hin. (Aus Johannes 5, 2-9)

Pfarrerin Susanna Arnold-Geissendörfer,

Vorstandsrätin DEF Bayern

Diese Andacht erscheint in der neuen def aktuell

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von Berthold Werner, gemeinfrei

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