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Heimat - was bedeutet das denn heute?

Ortsverband: München |

Heimat - was ist denn das eigentlich?

Heimat kann man kaufen. Ja? Zumindest, wenn man der Werbung Glauben schenken mag. Überall wirbt zur Zeit zum Beispiel eine große Bierfirma damit, dass man mit dem Kauf eines Kastens Bier ein Stück Heimat schützen kann: "1 Kasten = 1 Stück Heimat". Jedoch geht die Rechnung mit der Heimat nicht immer so glatt auf wie hier. Es ist ein schwieriges Thema, die Heimat. Alle Menschen haben eine, und so meint jeder zu wissen, was Heimat ist. Ist es da, wo ich lebe? Da, wo ich als Kind mit meinen Eltern und Geschwistern lebte? Da, wo ich meine Kinder bekommen und großgezogen habe? Aber diese wohnen heute längst woanders und sie haben auch schon wieder Kinder...

Ist es eine Landschaft oder einfach nur meine vier Wände und vielleicht mein Garten oder Balkon, wo ich mich eben wohl fühle? Ubi bene, ibi patria, so sagten schon die alten Römer. Wo es mir wohl ergeht, da ist mein Vaterland. Vaterland aber ist nicht mehr. Zwei Weltkriege haben diesem Begriff den Garaus gemacht. Der Heimatbegriff hingegen taugt noch fürs Geschäft, für Produkte von Dirndlgewändern, Brot oder Würsten bis hin zur Politik. Alle können sich die Heimat für Ihre Zwecke zunutze machen.

Flucht und Vertreibung sind eine Erfahrung vieler deutscher Familien

Aus der Heimat kann man auch, wir wissen es, vertrieben werden. Es ist die Erfahrung von vielen Millionen deutscher Familien. Die Mutter oder die eigenen Eltern noch als Kinder wurden Ende des Zweiten Weltkriegs vertrieben. "Wir mussten noch die Kartoffelernte einbringen, und dann kam der Mann und sagte: Morgen früh müsst Ihr vom Hof!" Die Rucksäcke dafür hatten sie schon genäht, auch Geld in Säume eingenäht, einiges Wenige im erlaubten Gepäck, und mehrere Kleidungsstücke übereinander an. Mit noch weniger begann ihr neues Leben fern der Heimat, im Westen, wo dann die Kinder vaterlos groß wurden und selbst auch, ja was, heimisch?

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Deshalb verstehen viele Menschen die Heimatlosen und Geflüchteten unserer Tage recht gut, in dieser existenziellen Bedrohung. Und doch sind die Fälle nicht vergleichbar. Die Flüchtlinge 1945 waren Menschen aus dem verlorenen Osten des eigenen Landes. Es waren überwiegend Frauen und Kinder. Sie sprachen dieselbe Sprache, hatten dieselbe Kultur und Tradition, nur halt keine Männer und keinen Besitz mehr. Man musste zusammenrücken im gründlich zerstörten Land.

Ankommen und NIchtangekommensein von Flüchtlingen heute

Dieses Aufnehmen ist etwas grundsätzlich anderes als die Integration heute. Unsere Geflüchteten dieser Tage sind Menschen aus einer gänzlich anderen Kultur und Sprache, und wenn sie vielleicht auch die Religion, den Islam, gemeinsam haben, so stammen sie aus sehr verschiedenen Ländern. Auch sind es nicht lauter Frauen und Kinder, sondern zum weitaus überwiegenden Teil Männer, zumeist jüngere Männer. Sie kommen als Arme oder jedenfalls Ärmere in ein gut ausgebautes, irrsinnig reiches Land. Sprache und Kultur sind vollkommen anders. Es ist ihnen alles, vom Fahrradfahren über dei Freiheit, die Arbeitsethik und den Umgang miteinander, fremd. Hinzu kommen die schweren Verletzungen vor allem der Seele durch das erlittene Unrecht, die Angst, es könnte wieder etwas Schlimmes passieren.

Und sie begegnen vielen guten Menschen, aber waren sicher nicht darauf gefasst, dass es in unserem reichen Land eben nicht Arbeit für alle gibt. Und ohne Arbeit gibt es gar nichts in unserem Land, und man hat auch kein Ansehen ohne Arbeit. Zunächst einmal gibt es immerhin ein bisschen Geld für alle, aber in einer Turnhalle oder Traglufthalle zu mehreren hundert Mann in Stockbetten zu schlafen, und das über Jahre, das hat man sich wohl nicht vorgestellt noch erhofft. Die Phase Eins der Willkommenskultur ist schon vorbei. Erschüttert hat auch der schlecht Umgang mit den geflüchteten Frauen, die oft zur in der Heimat erlebten Hölle nochmals eine auf und nach der Flucht erfahren mussten. Dennoch ist dies auch für sie hier in Deutschland noch nicht zu Ende, denn sie finden sich auch weiterhin mit viel zu vielen fremden Männer zusammen in behelfsmäßigen Quartieren, zwar nun mit ihnen unbekannten Rechten, aber ohne wirkliche Macht.

Ja, was sollen wir machen in Phase II der aktuellen Flüchtlingssituation? Weiterhin begleiten, beim Deutschlernen, bei den Verwaltungs- und Arztgängen. Miteinander Fußballspielen oder das Fahrradfahren beibringen. Das Beste hoffen für unsere Gäste. Vielleicht auch von unserer Außenpolitik, dass bald in den Herkunftsländern sich doch einmal etwas zum Besseren wendet. Es läge in unser aller Interesse. Es sieht allerdings nicht danach aus, weder im europäischen Miteinander noch in den internationalen Beziehungen, als würde sich am schlechten Zustand bald etwas ändern. Es gestaltet sich also diese Phase des Ankommens und noch immer nicht Angekommenseins in Deutschland schwierig. Wie wird eine Ankommensphase jenseits der Massenunterkünfte aussehen?

Und doch, mehr als alles andere verkörpern gerade die syrischen und irakischen, kurdischen, nordafrikanischen oder auch afrikanischen Männer, die Männer aus Afghanistan schließlich auch noch, die wohl etwas aus den Fugen geratene Welt. Je Einzelne können hier vielleicht einen neue Heimat finden. Vielleicht.

Wir haben alle nur einen Heimatplaneten

Und wir? Wenn wir uns unseren eigenen Heimatbegriff verdeutlichen, werden wir entdecken, dass wir sehr viel Schönes und Gutes haben. Hier wir dort. Ob es die schöne Natur oder die gestaltete Landschaft bei uns zuhause ist, oder die Wunder, die wir auf unseren tollen Urlaubsreisen sehen und erleben dürfen. Auf der Welt steht mehr oder minder alles mit allem in Beziehung, auf der Börse oder im Geldbeutel, in den Medien, über die Flugzeuge und Containerschiffe. Globalisierung ist verwirrend und nicht immer schön. Gerne zieht man sich da zurück ins nationale oder ins Heimat-Schneckenhaus. Dabei vergessen wir es allzuoft: wir haben alle immer nur den einen Heimatplaneten. Es gibt nur eine Erde. Ihre Schätze und Schönheiten sind gefährdet durch unsere permanente Geschäftemacherei. Wirklich grenzenlos ist nur eines: unsere Gier. Wir sollten sie pfleglicher behandeln, unsere Eine Welt.


"Heimat in der Einen Welt", Gedanken zum Jahresthema des DEF Bayern.
Vortrag im DEF München Juni 2016.

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© B.Marquis
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