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Gedanken zum Monat November v

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Liebe Leserinnen und Leser, das Jahr schreitet unaufhörlich fort. Wir haben den "Neunten" Monat erreicht, wie es uns die römische Zählung vorgibt. Die neun, 9 eine Umgedrehte sechs, 6? Oder doch eine ganz eigenständige Zahl? Ganz sicher, die letzte in der Reihe der einstelligen Ziffern.

Aber als Monat eine ziemliche Katastrophe, meistens wenigstens. Der November ist nicht mehr richtig Herbst, aber Winter auch noch nicht. Viel Nebel, trüber Himmel, mal kälter mal wärmer, einfach ungemütlich. Da kann es schon manche auf die sonnige Südhalbkugel unseres Planeten verschlagen, wo jetzt der Frühling herrscht. Aber so ein Wechsel der Jahreszeiten hat auch etwas Besonderes. Die herbstliche Laubfärbung können wir noch bewundern, bis auch die letzten Blätter gefallen sind. Raschelnd durch das Laub zu laufen, macht nicht nur Kindern Spaß.

Und schon überlegen wir, wie wir mit den immergrünen Nadelbäumen am Ende des Monats unsere Wohnungen schmücken können. Dann ist die Lage schon nicht mehr gar so trübsinnig.

Nach dem Reformationstag am 31. Oktober feiern wir Allerheiligen und Allerseelen - oder Halloween. Halloween mit seinen Fratzen, die aus Kürbissen geschnitten werden, da kann es Erwachsenen und auch Kindern ganz gruselig werden. Mit Fratzen die Gespenster und bösen Geister vertreiben, damit die Menschen nicht doch ins Verderben geführt werden. So wird der Aberglaube, der von alters her in den Köpfen spukt, wieder zu neuem Leben erweckt. 

Luther hatte seine Studien mit der Frage verbunden, „Wie bekomme ich einen gnädigen Gott“ um ein seliges Ende zu finden. Seine Erkenntnis war: „Allein aus Gnade“. Den gnädigen Gott wünschen sich die Angehörigen auch für ihre Verstorbenen und gedenken an sie an Allerseelen und rufen die Heiligen zur Fürsprache an. Der Gang über den Friedhof an diesen Feiertagen ist aber nicht nur bei Katholiken guter Brauch, sondern führt viele Familien, gleich welcher Konfession, über den Gräbern wieder zusammen.  Eine ganz andere Art das Fest Allerseelen zu feiern, gibt es in Mexiko. Dort ist es der Tag des Todes, oder der Toten, der mit einem großen Familienfest, einem Picknick auf den Gräbern der Familienangehörigen begangen wird. Bunt und farbenfroh, mit Totenschädeln aus Zuckerguss und bunten Papierfiguren wird der Verstorbenen gedacht und mit ihnen gefeiert. Ihnen wird erzählt, was in der Zwischenzeit geschehen ist, damit sie gleichsam am Familienleben weiterhin teilnehmen. Sie werden mitten in das Leben hineingenommen. Damit verliert der Tod seinen Schrecken. Selbst Kinder wachsen daher ganz selbstverständlich mit dem Werden und Vergehen auf. So ist es interessant zu schauen, wie unterschiedlich die verschiedenen Kulturen und Religionen mit dem Tod und Sterben umgehen, und welche Vorstellungen es von einem jenseitigen Leben gibt.

In diesem Jahr begehen wir 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland und da müssen wir auch daran gedenken, dass mit dem 9. November 1938 die gewaltsame Auslöschung des Judentums in Deutschland seinen Anfang nahm. Mit der Reichspogromnacht wurde deutlich gemacht, dass jüdisches Leben unerwünscht ist. Im Verlauf des Krieges wurden Jüdinnen und Juden dann in ganz Europa verfolgt und in Konzentrationslager verschleppt.

Im jüdischen Glauben ist es wichtig, dass der verstorbene Mensch vollständig beerdigt wird, Verbrennung ist nicht gestattet. Umso perfider war es, dass die in den Gaskammern getöteten Jüdinnen und Juden verbrannt wurden und nicht einmal ihre Asche gesammelt wurde. Jegliches Erinnern sollte verhindert werden. Umso wichtiger war und ist es, dass Zeitzeugen als Überlebende der KZs gerade jungen Menschen davon erzählt haben, was sie in ihrer Jugend erlebt und erlitten haben. Diese Zeitzeugen, die aufrüttelnd erzählen konnten, ohne Hass, aber mit einem aufklärerischen Impetus, sterben jetzt langsam aus. Glücklicherweise gibt es aber schriftliche und filmische Überlieferungen, die aber die persönliche Begegnung nur schlecht ersetzen können.

Das Charisma dieser Menschen, die den Auftrag verspürten, für eine bessere Welt, eine Welt, die die Menschenwürde eines jeden Menschen achtet, einzutreten, ist bewundernswert, wenn wir bedenken, was ihnen angetan wurde. Und dennoch begann jüdisches Leben wieder in Europa und auch in Deutschland zu wachsen. Das Miteinander müssen wir aber noch lernen. Bisher sind die Begegnungen noch viel zu selten. Das Interesse an der anderen Kultur, die aber auch zu unserer Geschichte gehört, wird gerade geweckt. Auch durch solche Initiativen wie „Meet a Jew“ oder mit einem Bus, der durch die Republik tourt und über jüdische Bräuche und Feiertage unser Wissen vermehren will. Junge Menschen erklären ihren Glauben und öffnen sich damit in die Gesellschaft hinein.  Das verlangt aber auch Offenheit von unserer Seite für die gemeinsame Kultur in Literatur, Philosophie, Theater und Musik. Naturwissenschaft, Medizin und Technik wären ohne die jüdischen Forscherinnen und Forscher nicht auf diesem hohen Niveau.

Wir sollten den letzten Monat im Kirchenjahr nutzen, uns mit den jüdischen Wurzeln unserer christlichen Religion zu beschäftigen und diesem Schatz in unserem Leben einen größeren Raum einräumen. Die wenigsten von uns kennen die jüdischen Feiertage und wissen was da gefeiert wird, geschweige, dass wir das Datum kennen. Das Lichterfest, Chanukka, beginnt in diesem Jahr am 28. November, unserem 1. Advent, und endet am 6. Dezember.

Unsere dunkle Jahreszeit wird mit Licht erhellt und die Hoffnung auf eine versöhnte Welt kann Wirklichkeit werden.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie den November als Monat des Besinnens und Nachdenkens nutzen können und Sie sich Zeit für Spaziergänge, zum Lesen und Musik hören, gönnen.

Inge Gehlert,
Verwaltungsratsvorsitzende

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