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Frauen in der Reformationszeit - gelehrt, mutig und glaubensfest

DEF |

Deutscher Evangelischer Frauenbund und Frauen-Forum Kaufbeuren in der Luther-Dekade
Vortrag von Pastorin Sonja Domröse aus Stade bei Hamburg in Kaufbeuren

Kaufbeuren - Die Referentin, Pastorin Sonja Domröse, auch als Pressesprecherin und Kommunikationsmanagerin im Sprengel Stade (westlich von Hamburg) der Evang.-Lutherischen Landeskirche Hannover tätig, befasst sich seit geraumer Zeit mit dem Thema „Frauen in der Reformationszeit“; ein Thema, dass allgemein bisher viel zu wenig Beachtung findet. Helga Ilgenfritz, die Vorsitzende des Evangelischen Frauenbundes Kaufbeuren, hieß die Referentin aus dem Norden Deutschlands vor diesem Hintergrund herzlich willkommen. Der Vortrag wurde vom Deutschen Evangelischen Frauenbund und dem Frauen-Forum Kaufbeuren als exemplarischer Beitrag über die theologische, politische und gesellschaftliche Wirkungsgeschichte der Frauen in der (frühen) Reformationszeit im Rahmen der noch bis 2017 laufenden Luther-Dekade gemeinsam veranstaltet.

Eine große Humanistin hatte in Kaufbeuren Asyl

Der Zufall wollte es, dass eine der prominentesten Vertreterinnen der frühen Reformationsgeschichte, nämlich Olympia Fulvia Morata (1526 - 1555) - zusammen mit ihrem deutschen Ehemann Dr. Andreas Grundler und ihrem jüngeren Bruder Emilio im Herbst 1550 als zuvor verfolgungsgefährdete Protestanten aus Italien für mehrere Wochen auch im Kaufbeurer Haus des Fugger`schen Großfaktors Georg Hörmann schutzsuchenden, also einen „asylartigen“ Aufenthalt finden konnten.

Eingangs ihres Vortrages ging Pastorin Sonja Domröse anhand ihres gleichnamigen Buches, das auf der Titelseite Olympia Morata zeigt, auf den weiblichen Einfluss auf die frühe Reformationsgeschichte ein.

Frauen nahmen Einfluss in der Reformation

Gerade die frühe Reformationszeit stärkte - nach der Erfindung des Buchdrucks - durch die Betonung des Schriftprinzips und auf der Basis der Übersetzung der Bibel ins Deutsche auch und gerade das Selbstbewusstsein vieler Frauen. Daher fühlten sich nicht wenige Frauen berufen, aktiv und durch eigene Publikationen schon in die Auseinandersetzungen und in den Verlauf der frühen, umkämpften Reformationsgeschichte einzugreifen um gegen die untergeordnete Stellung der Frauen vorzugehen.

Anhand einiger exemplarischer Frauengestalten, so beispielsweise Elisabeth von Calenberg-Göttingen, Argula von Grumbach, Ursula Weyda, Elisabeth Cruciger, Wilbrandis Rosenblatt, Katharina Zell, Ursula von Münsterberg und eben Olympia Fulvia Morata, konnte deutlich gemacht werden, dass es bereits vor 500 Jahren die ersten Aufbrüche zur Gleichberechtigung von Frauen in Kirche, Staat und Gesellschaft gegeben hat. Nach der Darstellung dieser Biographien erfolgte auch eine Auseinandersetzung mit dem Frauenbild Martin Luthers, dessen Ehefrau Katharina von Bora bekanntermaßen ebenfalls eine große reformationsgeschichtliche Bedeutung entfalten konnte.

Besondere Würdigung von Olympia Morata in Kaufbeuren:

Olympia Fulvia Morata aus Ferrara fand Schutz bei Georg Hörmann von und zu Gutenberg in Kaufbeuren…

Die erst 24-jährige Olympia Fuvlia Morata wurde bis zu ihrer fluchtartigen Ausreise aus Italien von ihrem Vater zusammen mit den Kindern des Herzogs Ercole II. am Hofe von Ferrara unterrichtet. Olympias enge Studiengenossin und Freundin war dort die herzogliche Prinzessin Anna. Nachdem sich Olympias Vater im Verlauf der Zeit unter Herzogin Renee (auch Prinzessin von Frankreich), die in Ferrara selbst protestantisch-calvinistisch gesinnt war, dem Protestantismus zugewandt hatte, wurde die Lage für die italienischen Protestanten nach und nach immer kritischer. Nach der Heirat von Olympia Morata mit Dr. Andreas Grundler im winterlichen Ferrara 1549/1550 suchten beide ab dem 12. Juni 1550 im Stammland der Reformation Schutz vor Verfolgung. Der frühe Kaufbeurer Protestant, Georg Hörmann von und zu Gutenberg (1491 - 1552), nach seiner Heirat mit Barbara Reihing mit dem Familienverbund der Fugger verwandt bzw. verschwägert und seit 1528 im Reichsadelsstand, war als Großfaktor der Fa. Fugger einer der wichtigsten Haupt-Geschäftsführer der weltweit tätigen Augsburger Firma, die im Jahr 1529 aufgrund einer pestartigen Seuche sogar die Firmenzentrale zeitweise nach Kaufbeuren ins Hörmann-Palais zwischen der heutigen Kaiser Max-Straße und der heutigen Ludwigstraße (hier: mit dem Geburtshaus von Sophie La Roche am 6. 12. 1730) verlegen musste. (Vgl. hierzu Fugger-Biographe v. von Pölnitz)

Georg Hörmann, der u. a. auch als Direktor der Fugger`schen-Bergwerke, beispielsweise in Schwaz, tätig war, konnte die fluchtartige Ausreise von Olympia Morata aus Italien über die tätige Mitwirkung der Fugger-Niederlassungen, die an der Wegstrecke von Ferrara aus nach Augsburg und Kaufbeuren lagen, reisetechnisch absichern.

Nach den Aufenthalten in Augsburg und Kaufbeuren führte Olympia Moratas Weg zunächst weiter nach Schweinfurt, in die Heimat ihres Ehemannes. Nachdem es im Jahr 1554 zur Eroberung und Plünderung von Schweinfurt kam, war eine weitere Flucht und zwar nach Heidelberg notwendig. Nachdem Moratas Ehemann 1554 in Heidelberg eine Professur erhalten hatte und Olympia selbst dort Privatunterricht erteilen konnte, verstarb die große Humanistin erst 29-jährig am 26. Oktober 1555. Ihr Ehemann und ihr Bruder wurden nur wenige Wochen später in Heidelberg von der Pest dahingerafft - eine interessante protestantische Lebens- und Wirkungsgeschichte in einem Europa, das umgeben war von kriegerischen Auseinandersetzungen und geprägt wurde von vielen Vertreibungsschicksalen, fand so schon wenige Jahre nach dem Aufenthalt von Olympia Morata in Kaufbeuren ein tragisches Ende.

Bild: Pastorin Sonja Domröse (links) aus Stade bei Hamburg zusammen mit Helga Ilgenfritz, Vorsitzende des Evangelischen Frauenbundes Kaufbeuren vor dem Haupteingang des „Hörmannhauses“ in Kaufbeuren, das im Jahr 1550 Zufluchtsort von Olympia Fulvia Morata (mit ihren Angehörigen) war.
Rückgebäude = Geburtshaus von Sophie La Roche am 6. 12. 1730
Deutscher Evangelischer Frauenbund Kaufbeuren

Bild: Olympia Fulvia Morata, gemeinfrei

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