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Elisabeth von Thüringen (1207-31) - eine junge, dynamische, eine starke Frau

Ortsverband: Rothenburg |

Agnes Heinitz spürt dem Leben der großen europäischen Heiligen nach

Bei meinem Besuch auf der Wartburg, die oberhalb von Eisenach auf einem etwa 450 m hohen Felsen liegt, hat sich mir nicht nur das Zimmer eingeprägt, in welchem vor 500 Jahren der Mönch Martinus Luther (1521/22) unter sicherem Schutz vor der Reichsacht das NT verdeutschte, sondern mir ist auch die Gestalt einer jungen Frau begegnet, die Elisabeth von Thüringen genannt wird. Sie hat auf der Burg von 1211 bis 1227 gelebt. Als Kleinkind, mit etwa vier Jahren, wurde sie aus dem fernen Ungarn als Tochter des ungarischen Königs Andreas II., mit dem ältesten elfjährigen Sohn Ludwigs IV., des thüringischen Landgrafen Hermann, verlobt. Elisabeth brachte eine reiche Mitgift auf die Wartburg. Doch von Gold und Edelsteinen wollte die junge Königstochter nichts wissen. Landgräfin Sophie und ihr Ehemann Hermann versuchten das Kind über den Trennungsschmerz und sein Heimweh nach ihren Eltern hinwegzutrösten, indem sie durch gleichaltrige Gespielinnen für Abwechslung sorgten.

Doch schon 1213 musste die junge Königstochter erfahren, dass ihre Mutter, Königin Gertrud von Ungarn, ermordet wurde, zwei Jahre später verstarb Landgraf Hermann in ihrer nächsten Umgebung, der für sie zum Ersatzvater geworden war. Das waren zwei Schicksalsschläge, welche die Königstochter erschütterten und aus dem übermütigen Kind ein sehr nachdenkliches und ernstes machten.

Wie an Königs- und Grafenhöfen üblich, wurden die heranwachsenden Kinder durch vorbildhafte Lehrer nicht nur aus dem Adelsstand sondern auch von einflussreichen Mönchen unterrichtet und angeleitet. Elisabeth stand unter dem Einfluss der Eisenacher Franziskaner und später unter dem ihres Beichtvaters Konrad von Marburg, der auf der Wartburg lebte und ihr vor allem die Werke der Barmherzigkeit und Mildtätigkeit gegen Arme und Kranke ins Herz pflanzte.

Die Königstochter entwickelte im Laufe der nächsten Jahre eine große Freude daran, Armen und Kranken Almosen zu verteilen und kümmerte sich selbst ums Kräutersammeln und die Zubereitung von heilsamen Salben und Tinkturen, um damit (heilerisch) helfen zu können.

Durch den frühen Tod seines Vaters Hermann sah sich sein Sohn Ludwig IV. von Thüringen gezwungen, seine Braut gegen die Anfeindungen von außen in Schutz zu nehmen. Darum heiratete er Elisabeth, kaum 15-jährig, mit 21 Jahren. Beide liebten sich mit einer ganz zarten, scheuen Liebe und waren sich selbst genug. Sie brauchten keine Feste am Hofe, keine Vergnügungen, keine Theater, keine Turniere. Damit wurde Geld gespart und der Misswirtschaft am Hofe und im Land die Stirn geboten. So kamen die Finanzen sowohl auf der Burg wie auch im Lande wieder langsam in Ordnung.

Elisabeth war stolz auf ihren Ehemann. Sie begleitete ihn als gute Reiterin hoch zu Ross auf seinen Inspektionsreisen durchs Land. Umgekehrt war Ludwig stolz auf seine mildtätige Elisabeth, die Mutter seiner Kinder. Er gab ihr seine Zustimmung, dass sie sich um Kranke, Aussätzige, Patenschaften von Waisenkindern und die Plünderung der eigenen Kasse während einer Hungersnot kümmern konnte, um ja niemand darben zu lassen. Er unterstützte sie in ihren Bestrebungen, selbst arm und bescheiden wie die Franziskaner zu leben, zu fasten und sich den Ärmsten der Armen zuzuwenden.

Ihr Beichtvater, der ein hinreißender Kreuzzugsprediger war, gewann immer mehr Einfluss auf die zu jedem Opfer bereite Fürstin. Er lebte arm und streng gegen sich selbst wie ein Mönch des Urchristentums. Elisabeth unterwarf sich immer mehr seinen scharfen Bußen, die er ihr auferlegte.

Im Jahre 1227 zog Elisabeths Mann mit einem Kreuzzug gegen die Ungläubigen. Sie nahm Abschied von ihm in Schmalkalden, wohin sie ihn begleitet hatte. Kurze Zeit später gebar sie ihren Sohn Hermann II.. Einige Monate später erhielt sie die Nachricht vom Tod ihres geliebten Mannes Ludwig. Sie konnte es kaum fassen und war untröstlich. Ihre Feinde und Widersacher triumphierten, allen voran Ludwigs Bruder Heinrich Raspe, der sie ihres Witwengutes beraubte, das er aber später wieder aushändigen musste. Der Schwager zwang Elisabeth mitten im Winter die Wartburg mit ihren drei Kindern zu verlassen. Sie zog zunächst in Eisenach umher und fand Unterschlupf bei den Minderbrüdern in der Franziskanerkirche. Hätte sich nicht ihre Tante, die Äbtissin Mathilde von Kitzingen, um sie gekümmert, wäre Elisabeth elend verhungert und erfroren. Danach fand sie in Bamberg eine Zuflucht, wo sich Bischof Egbert um sie kümmerte. Er hätte sie gerne zur Gemahlin Kaiser Friedrichs II. gemacht, was Elisabeth aber ablehnte. Sie gelobte an der Leiche ihres Gatten, die damals von seinen Gefolgsleuten nach Bamberg gebracht wurde, Armut, Keuschheit und Gehorsam, um immer mehr in die Nachfolge Christi hineinzuwachsen.

Konrad, ihr Beichtvater, verbot ihr, betteln zu gehen oder in ein Kloster einzutreten. Daher gründete sie aus den Erträgen ihrer Güter in Marburg ein Krankenhaus, in dem sie die Kranken und Elenden persönlich versorgte. Doch ihr Beichtvater ließ das nicht lange zu. Er nahm ihr die Kinder (Sophie, Gertrud und Hermann) weg, um sie standesgemäß erziehen zu lassen. Ohne ein Wort der Klage ließ sie das geschehen, während sie die Kranken in ihrem Spital weiterversorgte. Im Krankenhaus hatte sie nur eine kleine Kammer zur Verfügung, wo sie am Abend ihren müden Körper ausruhen konnte.

Ihr Herz und ihre Gesinnung waren immer auf den Nächsten, den Mitmenschen gerichtet. In Marburg war die letzte Station ihres Lebens. Dort hauchte sie am 17. November 1231 mit 24 Jahren ihr Leben aus. Sie liegt dort auch begraben.

In der Legende des Rosenwunders, das ihr angedichtet wird, kommt ihre Mildtätigkeit und ihre Zuwendung zu den Armen zum Ausdruck. Es gibt zahlreiche künstlerische Darstellungen dieser starken Frau, die sie auf dieses Rosenwunder reduzieren. In Wirklichkeit gilt sie bis auf den heutigen Tag als Mutter der Armen und Hilfsbedürftigen. Das Lied, welches in beiden Kirchen gesungen wird „Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht"..... ist eine schöne Anspielung auf diese Legende.

Agnes Heinitz

Bild: Tafelbild des Rosenwunders der hl. Elisabeth, um 1525, Mariahof, Steiermark

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