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Eine kleine Fernsehkritik

DEF || Dr. Bettina Marquis, Vorstandsmitglied EAM

Gestern zu später Stunde konnte man ein Hohes Lied hören, das von der EZB als finanzieller Supermacht. Das mag uns krisengeschüttelten Europäerinnen und Europäern ja vielleicht ganz gut tun, schließlich werden wir seit über einem Jahr von Putin am Nasenring durch die Manege geführt, und Amerika hat mehr als einmal klar gemacht, dass es von der europäischen Ukraine-Politik nichts hält. Die zweite Krise, die uns derzeit auf Trab hält, ist die wieder aufgeflammte Griechenlandkrise. Und auch hier herrschen Unsicherheit und Ratlosigkeit, Sorge - um was und wen? Um die Griechen und ihr Wohlergehen? Um ihre Wirtschaft, wann die mal endlich wieder anruckt? Um die Risiken für die Banken anderer europäischer Mitgliedsländer, da ja Deutschland und Frankreich am meisten Griechenlandkredite haben und verlieren können? Einfach das ungute Gefühl, zurückversetzt zu sein in die Ängste des Sommers 2010 mit der Griechenland- Tragödie erstem Teil?

Die Hauptsorge ist die um den Euro und somit um unser eigenes Geld. Wenn man nicht beruflich im großen Börsenspiel drinsteckt, kann es schon Ängste auslösen, dass EZB-Chef Mario Draghi auf seinen damaligen starken Spruch „Wir werden den Euro retten, koste es, was es wolle!“ noch einen draufgesetzt hat und im Januar versprach, jetzt jeden Monat 60 Milliarden Euro in den Markt zu pumpen und mit diesen irren Geldmassen Staatsanleihen zu kaufen.

Dem widmete sich die Sendung „Supermacht EZB - Der Kampf um den Euro“ in der ARD. Ein Erlebnis: Ein ganzer Abend über Europa-Politik ohne die Kanzlerin und ihre Gipfel-Kollegen! Es kam die klare Botschaft, dass die europäische Politik in der Finanzkrise nichts zu melden hat.

Die Doku erzählte sehr schön die Genese der Krise, wie der damalige EZB-Chef Jean-Claude Trichet gerade in der Bretagne im Urlaub weilte, der Chefvolkswirt der Zentralbank Jürgen Stark an der Ostsee. Plötzlich und vollkommen unerwartet, so die dramatische Zuspitzung in der Doku, habe kein Markt mehr stattgefunden. Seit diesem Sommer 2007 also leihen sich die Banken untereinander kein Geld mehr. Die USA ließen die Lehman-Bank pleitegehen, also einen global player der Sorte, die wir alle seither als „too big to fail“ und „systemrelevant“ kennengelernt haben. Es wurde ein Börsenkrach mit nachfolgendem Sturm auf die Banken, wie in der Weltwirtschaftskrise der Zwischenkriegszeit befürchtet. In dieser Situation musste die EZB handeln, ihr Chef alleingelassen und allein. Nicht Draghi war der erste einsame Euro-Retter, sondern nach dieser Doku und eigenem Bekunden schon dessen Amtsvorgänger Trichet.

Der Weg, den das EZB-Direktorium ging und den europäischen EU-Chefs klarmachte, war, die Banken auf jeden Fall flüssig zu halten und ihnen Kredit in unbegrenzter Höhe und sinkenden Zinsen zu gewähren. Dieser Weg wurde damals bereits beschritten, und inzwischen wundert man sich über Draghis Verhalten schon nicht mehr. Es ist verdienstvoll von der Doku, uns an diese Anfänge zu erinnern. Auch, wie stark der Druck des amerikanischen Präsidenten und der amerikanischen Politik auf die Europäer war, es ihnen gleichzutun und endlich die Geldpresse anzuschmeißen. Während, wie derzeit in der Griechenlandkrise wieder zu besichtigen, die Europäer noch auf die Austeritätspolitik setzten, durch Sparen und Reformen die Haushalte und Wirtschaft wieder flott zu bekommen, was auch jeweils zuhause den Wählern und Parlamentariern besser zu erklären war, wurde das ganz große Ding nach dem American Way gedreht. Viel Geld, Massen von Geld, geflutete Märkte, niemals leichter für die Banken, die dadurch vor den Folgen ihres Handelns bewahrt wurden.

Draghi wurde durchaus als Euro-Retter dargestellt, der auf die Spekulationen in Amerika und London gegen den Euro schließlich mit Krediten an die Banken in unbegrenzter Höhe und zu den niedrigsten Zinsen jemals reagierte und mit seinem berühmten Spruch. Die Doku brachte auch mehrfach den Zusatz des fein lächelnden Draghi „Und glauben Sie mir, es wird genug sein!“

Auch hier beim Kampf um den Euro beziehungsweise gegen die Spekulation auf seinen Untergang verwendete die Doku wieder die dramatische Zuspitzung. Die Spannung hielt die Zuschauer auch am späten Abend noch am Gerät.

Ein weiterer feiner Kniff zeichnete die Doku aus: Die Entwicklung der Eurokrise wurde parallel gesetzt mit den Bauarbeiten zum neuen EZB-Gebäude in Frankfurt am Main. Nun aber ist das Gebäude fertig, aber die Finanzkrise ist noch nicht beendet. Draghis Riesengeldprogramm, der Staatsanleihenkauf für 60 Milliarden - jeden Monat - gilt als der letzte Trumpf. Mehrere Stimmen kamen zu Gehör, dass die Staatsanleihenkäufe durch die EZB deren Kompetenzen eigentlich übersteigen, jedoch wohl in der gegenwärtigen Lage richtig sind. Oder nach der traditionellen deutschen Bundesbank-Schule eben falsch. Die EZB macht, bislang erfolgreich, was sie nicht darf und wofür sie nicht da ist: Politik. Die Antwort auf die Frage, wer die Politik denn sonst noch macht in Amerika, wenn schon nicht in Europa, blieb die Doku schuldig.

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