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Ein Kochbuch als Zeitzeuge - Literaturkreis Rothenburg startet in den Herbst mit der Biografie des Bayerischen Kochbuchs

Am 30. September 2025 startete das neue Programm des Literaturkreises mit der „Biografie eines Kochbuchs – Das Bayerische Kochbuch erzählt Kulturgeschichte“ von Regina Frisch. Biografien kennen wir über das Leben von Personen, aber über ein Buch? Das machte Referentin Cornelia Weltzer neugierig. In ihrer Buchvorstellung ging sie etwas näher auf den Ursprung dieses Kochbuches ein. Er liegt in der Frauenbewegung des 19. Jahrhunderts. Der Bayerische Verein für wirtschaftliche Frauenschulen gründete sich in München nach einem Vortrag von Ida von Kortzfleisch, einer Vorreiterin der weiblichen Bildung. 1897 gründete diese in Zusammenarbeit mit Auguste Förster die erste "wirtschaftliche Frauenschule auf dem Lande" in Hessen, die 1900 ins Kloster Reifenstein verlegt wurde.

Die Schülerinnen nannte Ida von Kortzfleisch "Maiden", die sich durch Eigenschaften wie Mut, Ausdauer, Idealismus und Demut kennzeichnen sollten. Auf Schlossgut Gasteig südlich von München startete der erste Kurs mit sieben Schülerinnen. Von da an wurden Wanderkochkurse für die weibliche Landbevölkerung organisiert. Die Schule zog 1909 nach Miesbach um, wo sie heute noch als staatliches Berufsschulzentrum existiert. 

1910 erscheint die erste Auflage des Kochbuches. Ein schmaler Band, der schlicht „Kochbuch“ heißt und den Schülerinnen die Mitschriften erleichtern soll, indem sie nicht alles notieren müssen. Eine Auflage 1916, mitten im ersten Weltkrieg, tilgt alle französischen Ausdrücke und aus Püree wird Brei. Ab der 15. Auflage 1933 heißt es „Bayerisches Kochbuch“ und wird von der Wirtschaftslehrerin Maria Hofmann in allen weiteren Auflagen bis zu ihrem Tod 1998, redigiert. Ab 1971 unterstützt sie ihr Neffe Dr. Lydtin als Co-Autor. 

Die vielen Auflagen sind ein kulturgeschichtlicher Spiegel unserer Geschichte. Nicht zu vergessen die Entwicklung der technischen Geräte oder die veränderte Ernährungslehre. Optisch wurde das Kochbuch innen wie außen mehrfach neu eingekleidet. Der charakteristische Schriftzug von 1933 auf dem Titel wurde immer beibehalten, nur die Schweinebraten der Titelbilder wurden im Laufe der Zeit immer fettärmer. 

Zum Schluss ging die Referentin noch auf ein geschichtliches Kapitel ein, das Rothenburg o.d.T. betrifft. Wie man in der Biografie lesen kann, gab es in Rothenburg von 1916 bis 1932 eine wirtschaftliche Frauenschule. Erst in der Herrngasse, versorgt durch das Zehlersgut vor den Toren der Stadt und ab 1928 in einem Neubau auf diesem Grundstück. Die schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse der Menschen führten 1932 zur Schließung der Schule. Ab 1933 wurde es „Reichsmodellbauschule“ und nach dem Krieg städtisches Krankenhaus. „Schaut man genau hin, dann erkennt man heute noch das Haus im heutigen Komplex des ANregiomed Krankenhauses!“, so die Referentin am Ende ihres Vortrages.

Cornelia Weltzer

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