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Die Mehrdeutigkeit des Kreuzes

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Es wurde schon viel gesagt über die Söder-Aktion in bayerischen Ämtern: Im Eingangsbereich gut sichtbar ein Kreuz aufhängen zu lassen zur Erinnerung (Ermahnung?), in welchem Kulturraum wir uns in Bayern befinden.

Und doch möchte auch ich mich diesbezüglich noch zu Wort melden, denn erstens lebe ich als Nord­deutsche seit über 30 Jahren in Bayern und zweitens bin ich der Meinung, diese CSU-Aktion betrifft die ganze Bundesrepublik, ist doch die CSU sozusagen die Platzhalterin der CDU in Bayern.

Ich halte Söders Aktion für so etwas wie einen unblu­tigen „Kreuzzug“. Er zieht nicht hinaus in die nicht-christliche Welt wie die Kreuzritter des Mittelalters, aber er setzt in den bayerischen Behörden das deut­liche Signal: Unsere kulturelle Identität ist christlich. Was für die meisten Menschen in Bayern auch stim­men mag.

Aber eine Behörde, ein Amt, eine Schule etc. ist ein öffentlicher Raum, der nicht eine kulturelle Identität zu repräsentieren hat, sondern der dem (auch in Bayern geltenden) Grundgesetz und damit der Reli­gionsfreiheit verpflichtet ist: der Freiheit zu jeder Religion wie der Freiheit von Religion. Wenn eine staatliche Institution mit dem Kreuz agiert, schränkt sie diese Freiheit genau genommen für diejenigen ein, die in ihr tätig sind. Und sie irritiert diejenigen, die sich an sie wenden, aus welchem Grund auch immer.

Im Übrigen ist es mindestens unangemessen, ein reli­giöses Symbol als kulturelles Symbol zu benutzen. Das hat zu Recht den Unmut von Kirchenvertretern auf katholischer wie evangelischer Seite hervorge­rufen und wird als Missbrauch verstanden. Es freut mich, wenn Markus Söder eine umsichtige christliche Haltung der Toleranz in seinem Amt einnimmt. Aber ein sichtbares Bekenntnis müsste er seinen Privaträu­men vorbehalten und kann es nicht anordnen, nur weil er der Ministerpräsident eines mehrheitlich katho­lischen Bundeslandes ist. Er selber ist Protestant…

Schließlich ist das Kreuz kein eindeutiges Symbol. Schon der Apostel Paulus hat seine Deutungsproble­matik erkannt und es darum als ein Ärgernis für die Juden und eine Dummheit für die Griechen bezeich­net:

Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist es Gottes Kraft… Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht? Denn weil die Welt durch ihre Weis­heit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott, durch Predigt die selig zu machen, die glauben.

Denn die Juden fordern Zeichen und die Griechen fra­gen nach Weisheit, wir aber predigen Christus, den Gekreuzigten, den Juden ein Ärgernis und den Heiden eine Torheit. (aus 1 Kor 1, 18-23)

Warum ein Ärgernis für die Juden? Weil ein Messias, der das Reich Gottes wahrhaftig errichten würde, nicht sterben durfte, schon gar nicht durch ein erniedri­gendes Foltergerät wie ein Kreuz.

Und warum eine Dummheit für die Griechen? Weil die Vorstellung, Gott macht sich selber klein, um Men­schen am schwersten und unerträglichsten Punkt ihres Lebens ähnlich und nahe zu sein, für sie eine undenkbare, absurde Gottesvorstellung war.

Und warum „gefiel es Gott“, durch Predigt (und nicht durch Anbringung von Kreuzen), Menschen selig zu machen? Weil Glauben, insbesondere der an das Kreuz, Deutung braucht. Und diese muss durchdrun­gen sein von persönlicher Erfahrung. Die erste Kreuzes­darstellung findet sich übrigens erst in Santa Sabina in Rom (5. Jh.).

Wie soll ein solches Symbol geeignet sein, kulturelle – bayerische – Identität zu stiften? Sind wir etwa alle so fest im Glauben wie Paulus, der wusste, was er unter dem Kreuz zu verstehen, wie er es richtig zu deuten hatte? Und: Beziehen wir es dann auch nur auf uns persönlich?

Kann sein, dass das auf Herrn Söder zutrifft. Kann auch sein, dass es auf viele Menschen zutrifft, die in bayerischen Behörden arbeiten oder sich dorthin wenden. Trotzdem ist es ein Symbol der Christenheit, ein strittiges zumal, und hat, weil es als Ärgernis und Dummheit verstanden werden kann, aber auch als Exklusionssymbol: Du gehörst eigentlich nicht zu uns, wenn du nicht an Christus glaubst, in einer Behörde nichts zu suchen.

Seit dem 1. Juni 2018 gilt in Bayern der sogenannte Kreuz-Erlass, über den bundesweit ein heftiger Diskurs auch innerhalb der Kirchen entbrannt ist. Dazu der Kommentar von Pfarrerin Susanna Arnold-Geissendörfer, Mitglied im Vorstandsrat des Deutschen Evangelischen Frauenbundes, Landesverband Bayern e.V

 

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