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Der Weg der Plastiktüte

AEH || Hannelore Täufer und Doris Wunder-Galliwoda

1961 ging die erste Plastiktüte über den Ladentisch. Das war im Kaufhaus Horten in Neuss, als sogenannte „Hemdchentüte“, da sie zusammengelegt die Form eines Unterhemdes hatte. Seit mehr als 50 Jahren ist sie nunmehr ein fester Bestandteil unserer Konsumgesellschaft.

Die erste Klarsichtfolie wurde schon 1910 erfunden. Sie war aus Gelatine, deshalb nicht sehr haltbar, und sie durfte nicht mit Feuchtigkeit in Berührung kommen. Ebenso die Viskosefolie Zellglas, die unter dem Markennamen „Cellophan“ bekannt wurde.

Ab den 1950er Jahren experimentierte man mit verschiedenen vollsynthetischen Kunststoffen und kam schließlich auf Polyäthylen (PE). Schon bald waren nur noch PE-Tragetaschen auf dem Markt; Ende der 50er Jahre gab es sie mit Griff. In den 1960er Jahren lief sie langsam ihrer Schwester aus Papier den Rang ab. 1971 besetzten die Plastiktüten schon 2/3 der Marktanteile.

1973 erlebten wir die erste Ölkrise und damit vermeintlich das Ende der Plastiktüte. Unter dem Slogan „Jute statt Plastik“ wurde verstärkt für Alternativen geworben. Aber die Reißfestigkeit einerseits und die Bequemlichkeit der Bevölkerung andererseits änderte das Kaufverhalten nicht wirklich.

Erst mit der wachsenden Müllproblematik und dem Abfallbeseitigungsgesetz vom Juni 1991 zur Vermeidung von Verpackungsabfällen und der Einführung des Dualen Entsorgungssystems (grüner Punkt) konnte ein Rückgang der Plastiktüten verzeichnet werden.

Pro Jahr und Kopf werden in Deutschland statistisch 65 Einkaufstüten erzeugt und verwendet, jährlich 200 Tüten je Europäer.

Es gehe vor allem um die dünnwandigen Tüten, die neunzig Prozent aller Plastiktüten ausmachen, aber oft nur ein einziges Mal zum Verkauf von Obst und Gemüse verwendet werden und danach nie wieder. „Sie bestehen aus Material, das Hunderte Jahre hält“, sagte Umweltkommissar Janez Potočnik in Brüssel, „aber wir nutzen sie nur für ein paar Minuten. Sie sind ein Symbol unserer Wegwerfgesellschaft.“ Der Verwendungsumfang und die Wiederverwendungsrate sind individuell verschieden. So kommen in Europa jährlich dreieinhalb Millionen Tonnen Plastiktüten in Umlauf. Um sie daraus wieder zu entfernen, werden sie recycelt oder verbrannt, landen auf einer Deponie oder im Straßengraben, wo der Wind sie erfasst und fortweht ins Meer, in dem sie schwimmende Teppiche bilden, in kleinste Teilchen zerrieben werden und in den Mägen von Vögeln, Krebsen und Fischen landen, um irgendwann über die Nahrung zu uns zurückzukommen. Fünfhundert Millionen Tonnen Plastik treiben allein im Mittelmeer, heißt es.

Einige Algenarten binden Mikroplastik-Partikel an sich: Sie könnten sie von der Meeresoberfläche auch in tiefere Wasserschichten der Ozeane und damit in die dortigen Biosphären und Nahrungsmittelkreisläufe transportieren.

Im Schnitt wird eine Plastiktüte sechs Mal verwendet, ehe sie zum Abfall in den Restmüll gelangt. Die sog. „kompostierbaren“ Tüten sind eine Mogelpackung. Sie verrotten nämlich nur unter industriellen Bedingungen - und selbst dann nicht einmal vollständig. In Kompostierwerken werden sie einzeln aussortiert und kommen ebenso in die Müllverbrennung.

Bei der Dialogveranstaltung „Einweg-Tragetaschen“ am 24. Februar 2014 mit Herstellern, Behörden sowie Umwelt- und Verbraucherverbänden bekräftigte das Umweltbundesamt seine Empfehlungen, den Verbrauch von Einweg-Tragetaschen weiter zu verringern und die im Lebensmittel-Einzelhandel bestehende Bezahlpflicht für Kunststoff-Tragetaschen auszuweiten. Zugleich ist eine Sensibilisierung notwendig, dass die Werbeträgerfunktion der Tragetasche Menschen zu Litfasssäulen macht und daher extrem attraktiv für Händler ist. Verbraucher- und Umweltgründe sind meist zweitrangig, wie man an den Lösungen von Bekleidungskonzernen ablesen kann.

In einer Umfrage sprachen sich drei Viertel der Teilnehmer für ein Verbot von Plastiktüten aus. Eine Mehrheit der Deutschen kann sich aber auch eine Steuer oder Gebühr auf Tüten vorstellen. Bis es so weit ist, benutzen sie aber weiterhin Tüten. Es ist wie immer: Die Erkenntnis allein reicht nicht, es braucht ein Gebot, damit man ihr folgt.

 

Umweltbilanz gegenüber Papiertüten:

Papiertüten sind leichter zu entsorgen als Plastiktüten, vor allem weil Papiertüten leichter verrotten. Außerdem kann das Papierrecycling auf eine ausgereifte Infrastruktur zurückgreifen. Allerdings belastet die Herstellung einer Papiertüte die Umwelt stärker als die Produktion einer Plastiktüte, denn diese verbraucht weniger Wasser, weniger Rohstoffe und erzeugt weniger Kohlendioxid. Man müsste eine Papiertüte daher dreimal so oft verwenden wie eine aus Plastik, um diesen Nachteil auszugleichen. F ragen wir uns, wofür wir eine Papiertüte drei Mal verwenden könnten: z. B. für das Verpacken von Geschenken, zum Sammeln von verrottbarem Kompost, zum Aussäen von Samen und weiterverpflanzen direkt in den Garten oder in die Kübel auf dem Balkon, zum Sortieren von vielen kleinen Dingen, zum Anheizen im Winter, zum Frostschutz empfindlicher Pflanzen durch Überstülpen … bei Papiertragetüten die Verwendung für den nächsten Einkauf - sicher fällt Ihnen auch noch einiges ein.

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Der Weg der Plastiktüte (Quelle: Cheelz_pixelio.de)
Der Weg der Plastiktüte (Quelle: Dr. H. Frommert_pixelio.de)

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