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Der Fipronil-Eierskandal - Anders handeln!

AEH || Bettina Marquis

Als es mit diesem aktuellen Eierskandal anfing, reagierten wir noch nicht auf die ersten Meldungen. Warum? Weil es zunächst nur Eier betraf, die in Nordrhein-Westfalen aus Belgien und den Niederlanden in den Handel gekommen waren. Und obwohl binnen Stunden auch in Niedersachsen diese Eier aufgefunden worden waren, klang es doch noch so regional begrenzt. Und uns steckt doch noch immer der Bayern-Ei-Skandal (Die Firma hieß auch noch so, Bayern-Ei) in den Knochen.  Damals sind sogar Menschen gestorben, die mit diesen Eiern produzierte Produkte zu sich genommen hatten.  Der Fall lag damals anders als dieses Mal mit dem Fipronil. Aber eigentlich stand von Anfang an zu fürchten, dass es sich nicht um ein auf den Nordwesten begrenztes Phänomen im kleinen Grenzverkehr zwischen Belgien, den Niederlanden und dem Niederrhein handeln würde. Und es zeigte sich ja nachfolgend, dass über die Ketten die belasteten Eierchargen überallhin gelangt waren. Wurde am Anfang noch auf die beiden befallenen norddeutschen Bundesländer gezeigt, brach dann ein betretenes Schweigen aus. Ist es nicht geradezu natürlich, dass bei unserem stark vernetzten Handel, dem Transport von Lebensmitteln überall im gemeinsamen Markt der EU nichts und niemand verschont bleibt? Große Supermarktketten und Lebensmitteldiscounter bringen massenhaft billige und unter enormen Preisdruck produzierte Massengüter in den Handel, die die industrielle Landwirtschaft eigens für sie produziert. Oder die weitere Großbetriebe der Lebensmittelindustrie für dieselben Discounter massenhaft weiterverarbeiten. Unter Hochdruck produziert dieses System Lebensmittel und, ja, auch Müll. Denn ein Drittel aller Lebensmittel, vieles davon aus dieser Art des Handels, kommt nie auf den Tisch.

Noch ist im Fipronil-Skandal die Schuldfrage nicht abschließend geklärt. Nicht nur geht es darum, welches Unternehmen dem in der Massentierhaltung benötigten Insektenbekämpfungsmittel die nicht erlaubten Stoffe beigemischt hat. Noch spielen Belgien und die Niederlande sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu, wer schon viel früher gewusst hat, dass mit Fipronil gearbeitet wurde. Es wirkt nicht treuherzig, wenn die Behörden beteuern, sie hätten nicht gewusst, dass das auch auf die Eier gehen würde, nicht nur auf das Fleisch. Aber das war nicht denkbar, dass es Wirkungen auf die Eier haben könnte? Eine komische Parallele nun auch in der hilflosen Reaktion auf den eingetretenen Störfall: Erwachsenen, hieß es zur Beruhigung, macht es nichts. Bei Kindern kann es schon sein.

Der Schutz der Betriebe, die ja durch die jetzt in den Medien überall zu sehende palettenweise Eiervernichtung betroffen sind, genießt einen hohen Stellenwert. Die Bevölkerung reagiert dennoch unentspannt und fragt sich, wo denn ihr eigener behördlich garantierter Schutzanspruch bleibt. Die Ämter für Lebensmittelsicherheit und Gesundheit veröffentlichen die Aufdrucknummern der betroffenen Lieferungen. Das Verbrecherische des einzelnen Falles wird betont. Wer sichert da wen? Vielleicht ist es, damit wir Verbraucherinnen und Verbraucher nicht merken sollen, dass die Unsicherheit in dem System der Massentierhaltung selbst liegt.

Produziert wird in einem von europäischen eher niedrigen Vorgaben geprägten Rahmen; die Lebensmittel werden von Lastern über den ganzen Kontinent verteilt. Wir sehen, die europäische Kontrolle funktioniert nicht, weil national eher abgewartet  wird mit Warnungen. Genau dieses ist potenziell gefährlich für die Gesundheit. Kontrolliert wird nur national und sogar regional. Verbraucherinnen und Verbraucher stehen allein einer riesigen internationalen Agrarindustrie gegenüber.

Umwelt- und Verbraucherpolitikerinnen und –politiker weisen wie schon früher auch im vorliegenden Fall der mit Fipronil belasteten Eier darauf hin, dass es von Nachteil ist, dass die Lebensmittelüberwachung und die der lebensmittelproduzierenden Betriebe Ländersache und kommunal organisiert ist. Klar will man den Betrieben im eigenen Gäu und dem Handel bis hin zur Gaststätte oder Backshops nicht schaden. Aber auch nicht den Menschen, die sich ja auch verlassen können sollten. Wie kommen wir Verbraucherinnen und Verbraucher hier auf die dringend erforderliche größere Transparenz? Auf wirksame Kontrolle? Auf Schutz?

Wir haben nach einer halben Stunde Internetrecherche endlich die Warnungen vor bestimmten Chargen finden können und nun stehen wir mit der Lupe vor dem Kühlschrank und blicken auf die Eierstempel. Großartig. Und was ist mit den Nudeln, Kuchen, Fertiggerichten, in die die Eier auch schon hineingekommen sein könnten? Wie gut, dass es Erwachsenen nichts tut. Dann vergessen wir es doch am Besten ebenso rasch wie den Bayern-Ei-Skandal, bei dem es immerhin Tote gab. Auch hier ist zu bedenken: Es war kein regionaler Skandal, sondern ein über die europaweiten Lieferketten überall zu spürender Bedrohungsfall. Das Ei ist ein besonders empfindliches Produkt, aber auch die vielen schon gehabten Fleischskandale aller Nutztierarten zeigen uns die Grenzen der industriellen Landwirtschaft auf. Wenn wir dies nicht  wollen, müssen wir auf eine andere Agrarpolitik dringen. Wenn dies politisch nicht gewollt ist, bleibt den allein gelassenen Verbraucherinnen und Verbrauchern nur ein anderes und bewussteres Einkaufen. Bio und Regio, in der Stadt in den entsprechenden Abteilungen oder wo vorhanden Läden und Wochenmärkten, und auf dem Land eben nicht im Supermarktregal, sondern im Hofladen.

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