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Der Anteil von Frauen an der Bildung und Entwicklung in Europa

Ortsverband: Schwabach |

Bildungsmöglichkeiten im Adel und in Frauenklöstern

Die Grundlage für die Geschichte der Frauenbewegungen der Moderne liegen in der europäischen Bildungsgeschichte. Frauen waren für die Bildung für Jahrhunderte weniger vorgesehen. Dennoch hatten und bekamen sie Anteil an der Bildung zum Beispiel als Angehörige des Hochadels, in dem es bereits im Mittelalter üblich war, auch die Frauen im Lesen und Schreiben, in der Musik und der Literatur zu unterrichten. Möglichkeiten zur Bildung auch für Mädchen und Frauen boten vor allem auch die Klöster. Von den adeligen Famiilien gestiftet, wurden ihnen Töchter zur Ausbildung bis zu deren Heirat anvertraut bzw. konnten Frauen als Nonnen in ihren Ordensgemeinschaften sich beträchtliche Bildung erwerben und standen mit der Welt in Kontakt. Es ist nicht so überaus erstaunlich, denn es wurde durch die wirksamen patriarchalen Denkmuster bis zum Einsetzen der Frauenforschung erst vor wenigen Jahrzehnten oftmals verkannt, dass die Frauen auch hinter Klostermauern oder als Ehefrauen aus mächtigen Familien mit einem mehr oder minder großen Bildungshintergrund stammten und dieser Sphäre weiter zugehörten. International anerkannte hochgebildete Gestalten wie die Äbtissin Hildegard von Bingen waren jedoch die Ausnahme, nicht die Regel. Vom Studium waren sie ausgeschlossen, aber durch die Kontakte ihrer Herkunftsfamilien waren sie mit der nationalen und internationalen Politik durchaus verbunden.

Aufbruch im Denken in der Frühen Neuzeit

Die Renaissance brachte weitere Möglichkeiten auch für Frauen, ihr Wissen zu erweitern und sich die durch die Entdeckung Amerikas größer gewordene Welt zu erschließen. Im Süden und Westen Europas setzten diese Emanzipationsprozesse durch Bldung und Empirie gegenüber den bisherigen Wissensmonopolisten in der kirchlichen Hierarchie hundert Jahre früher ein als in Mitteleuropa. Frauen nun auch des Bürgertums konnten in ihren Familien beträchtliche Bildung bekommen und sich dadurch im Gespräch über die Hausgebundenheit ihrer Existenz erheben. Bildung macht frei!

Eine ganz besondere Frauengestalt dieser Epoche ist die aus Oberitalien stammende und mit ihrem Vater an den französichen Hof gekommene Christine de Pizan. Sie wurde eine bedeutende Unternehmerin, die die französische Hofgesellschaft mit kostbar bemalten Handschriften vor allem natürlich der Bibel aus ihrer eigenen Werkstatt mit vielen Angestellten belieferte. Sie trat auch selbst als an der Antike geschulte Autorin hervor. Ihr bekanntestes Werk ist das Buch von der "Stadt der Frauen", in der sie anhand der Beispiele bedeutender Frauen aus biblischer und antiker Tradition die geistige Ebenbürtigkeit der unterschätzten Frauen belegt und ihnen die literarische Utopie einer neuen Gesellschaft eben in der Stadt der Frauen errichtet.

Frauen bringen die Reformation voran

Dies alles legte die Grundlagen, dass es in der Reformationszeit auch viele gebildete Frauen im Adel genau wie in den Patrzierfamilien in den Städten gab, die die neuen Ideen der Reformation selbst erfassen und beurteilen und für ihre eigene Freiheit und Entwicklung nutzen konnten. Man konnte sich in der Bibel in der eigenen Sprache mit dem Glauben auseinandersetzen und ihn diskutieren. Frauen waren von der rasanten Entwicklung der reformatorischen Bewegung nicht ausgeschlossen, sondern ein bedeutender Teil davon. Katharina von Bora war selbst eine gebildete und gesprächsfähige Frau, Fürstinnen setzten mit ihren Männern oder allein in ihren kleineren Herrschaftsbereichen die Reformation um, Bürgerinnen und ihre Töchter lasen und diskutierten im heimischen Kreis die Bibel und die reformatorischen Flugschriften. Die Refomation ist eine Bewegung auch der Frauen.

Beispielhaft hierfür ist die Gestalt Argula von Grumbachs, der fränkischen Reformatorin. Schon als Mädchen hochgebildet, hatte sie sich seit ihrem zehnten Lebensjahr eine profunde Bibelkenntnis erworben. Den reformatorischen Grundsatz "Sola scriptura", sich durch nichts als die heilige Schrift widerlegen zu lassen, setzte sie zur Verteidigung eines Studenten der Universität Ingolstadt ein, der wie sie der Reformation zuneigte. Der heiligen Katharina von Alexandria gleich forderte sie in einer sogleich vielfach gedruckten Streitschrift die Gelehrten, in diesem Fall die Professoren der Universität Ingolstadt, zum intellektuellen Wettstreit auf und untermauerte ihre Ansichten mit Argumenten aus der Schriftkenntnis.

"Ach wenn du doch ein Junge wärst!"

Die Mädchenbildung blieb auch in den folgenden Jahrhunderten eine häusliche, die öffentlichen Schulen und Universitäten blieben den Frauen bis ins 19. und 20. Jahrhundert hinein verschlossen. Ein gutes Beispiel hierfür findet sich in den Memoiren der Schriftstellerin und Kämpferin für die Frauenrechte Fanny Lewald. Das aufgeweckte Mädchen fand den Beifall ihrer männlichen Lehrer und Verwandten, aber die Freude über ihre Intelligenz gipfelte stets im Ausruf: "Ach wenn du doch ein Junge wärst!"

Aber der Grund für die Teilhabe von Frauen an der Bildung war doch seit langem gelegt, und gerade jetzt im Jubiläumsjahr 500 Jahre Reformation gilt es einmal innezuhalten und sich klarzumachen, dass an der Bildungsgeschichte Europas wie an seinem geistigen Aufbruch und seiner Entwicklung Frauen immer Anteil genommen haben.

 

Vortrag von Dr. Bettina Marquis auf Einladung der Vorsitzenden Johanna Drechsel im DEF Ortsverband Schwabach.

 

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